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23.09.2024
Jörg Baberowski, Der sterbliche Gott
Macht und Herrschaft im Zarenreich.
Seit jeher inszenierten sich Russlands Herrscher als allmächtige Autokraten, die ihr Land mit eiserner Faust regierten. In Wahrheit aber war diese Inszenierung nur eine Fassade, hinter der sich die Schwäche des Staates verbergen konnte. Das zarische Vielvölkerimperium war ein fragiles Gebilde, das im Modus der Improvisation beherrscht wurde, seit Peter I. es nach Westen geöffnet hatte. Wie aber gelang es den Zaren und ihrer Bürokratie, ein multiethnisches, schwach integriertes Imperium über zwei Jahrhunderte erfolgreich zusammenzuhalten? Jörg Baberowski erzählt Russlands Geschichte aus der Perspektive der Herrschaft und ihrer Zwänge.
Ansprüche und Möglichkeiten fanden in Russland nur selten zueinander. Der autokratische Staat operierte im Modus der Improvisation, weil es ihm an Instrumenten der Integration fehlte. Davon aber wussten auch diejenigen, die ihn herausforderten. Es war die Kritik, die sich mit den liberalen Reformen Alexanders II. (1855 - 1881) ausbreiten konnte, die die Staatskrise überhaupt erst auslöste. Der sterbliche Gott, wie Thomas Hobbes den Leviathan genannt hat, lebt von der Illusion der Stabilität und Unerschütterlichkeit. Doch der sterbliche Gott ist verwundbar. Er ruht auf Voraussetzungen, die er selbst garantieren muss. Davon ist in diesem Buch die Rede: Von Krisen und ihrer Bewältigung. Und insofern weist die Geschichte, die Jörg Baberowski in diesem Buch erzählt, auch über Russland hinaus: Weil sie nach den Grundlagen staatlicher und gesellschaftlicher Ordnungen fragt und zeigt, wie schnell sie sich auflösen können. Wer verstehen will, was Macht und Herrschaft sind und warum sie in Russland andere Formen annahmen als im Westen Europas, der findet Antworten in diesem glänzend geschriebenen Buch.