Humboldt-Universität zu Berlin - Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts

M.A. Gil Shohat

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M.A. Gil Shohat
E-Mail
gil.shohat (at) student.hu-berlin.de

 

 

 

 

Vita   |   Publikationen   |   Forschungsprojekt

   

 

Vita


 

Seit 11/2020

Projektreferent bei Dialogperspektiven. Religionen und Weltanschauungen im Gespräch

(www.dialogperspektiven.de

 

2019 - 2020

Gerald-D.-Feldman Reisebeihilfen der Max-Weber-Stiftung für Forschungsaufenthalte in den USA und Großbritannien

 

08/2018 - 09/2018

Stipendiat des Deutschen Historischen Instituts London

 

Seit 10/2017

Promotionsstipendiat des Ernst-Ludwig-Ehrlich Studienwerks (ELES)

 

Seit 04/2017

Promotionsstudent an der Humboldt-Universität zu Berlin

Arbeitstitel: Antikoloniale Begegnungen. London, die Linke und Dekolonisierung in Großbritannien, 1930er-1960er Jahre

Erstbetreuer: Prof. Dr. Thomas Mergel

Zweitbetreuer: Prof. Dr. Andreas Eckert

 

09/2015 – 12/2015

Studienaufenthalt an der University of Exeter im Rahmen des ERASMUS+ Förderprogramms

 

08/2015 – 03/2017

Studentischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts

 

10/2014 – 07/2015

Wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Freiburg im Editionsprojekt "Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden 1933-1945", Berlin

 

seit 10/2014

Freier Mitarbeiter bei taz. die tageszeitung, Berlin

 

04/2014 – 03/2017

MA-Studium Moderne Europäische Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin

Abschlussarbeit: "History Writing as Political Scholarship. British Marxist Historians after the Second World War"

 

08/2012 – 06/2014

Studentischer Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München/ Berlin im Editionsprojekt "Mein Kampf – eine Edition", München

 

10/2010 – 03/2014

BA-Studium Politikwissenschaft und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Abschlussarbeit: “Deliberation und Rechtfertigung. Die Weiterentwicklung der deliberativen Demokratietheorie von Jürgen Habermas durch Rainer Forsts kritische Theorie der Gerechtigkeit"

 

10/2009 – 10/2010

Politik- und Verwaltungswissenschaft an der FernUni Hagen (Teilzeit)

 

2008

Abitur am Pädagogium Otto-Kühne-Schule, Bonn - Bad Godesberg

 

geboren 1988 in Bonn

 

 

Publikationen


 

 

 

 

  • Review of: Communist Parties Revisited: sociocultural approaches to party rule in the Soviet Bloc, 1956-1991, in: Social History, 43:4, 558-559.

 

 

 

  • Rezension zu: Gopal, Priyamvada, Insurgent Empire. Anticolonial Resistance and British Dissent, London 2019, in: Neue Politisiche Literatur 65 (2020), S. 314-316. https://doi.org/10.1007/s42520-020-00276-5

 

 

  • "Der Elefant im Raum oder warum der Nahostkonflikt in jüdisch-muslimischen Gesprächskreisen nicht ausgespart werden sollte", in: Rachel de Boor, Jo Frank u.a. (Hg.): "Und endlich konnten wir reden…“. Eine Handreichung zum jüdisch-muslimischen Dialog in der Praxis, Freiburg 2020, S. 69-80.

 

Laufendes Forschungsprojekt


 

Promotionsprojekt: Antikoloniale Begegnungen. London, die Linke und Dekolonisierung in Großbritannien, 1930er-1960er Jahre

                                                                                                                                                                                                                                           English version below

Stand: 02.10.2017

 

Beim Auseinanderbrechen des britischen Empire handelte es sich um einen vielschichtigen Prozess, der sich nicht nur in den Sphären der „großen Politik“ in Großbritannien und den Kolonien abspielte. Die Entwicklungen der Dekolonisierung, die sich vor allem nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verstärkten, wurden bereits in der Zwischenkriegszeit auch in den intellektuellen Zirkeln und Universitäten der ‚Metropole’ diskutiert, verhandelt und infrage gestellt.

Vor allem nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war London als Anlaufstelle für britische radikale Linke und Studierende aus den Kolonien ein Zentrum dieser Debatten. Die Orte der Begegnung sowohl innerhalb als auch zwischen diesen beiden Milieus werden im Rahmen dieser Arbeit als Räume der intensiven Kommunikation und Debatte verstanden und sollen im Mittelpunkt stehen, während der zeitliche Fokus von der späten Zwischenkriegszeit bis zum Höhepunkt der formellen Dekolonisation des Empire in den 1960er Jahren reichen soll.

Wie gestaltete sich der Kontakt von antikolonialen Aktivisten aus Metropole und Peripherie? Wo waren die Kristallisationspunkte der Interaktion und wie prägten diese und die Stadt sich wechselseitig? Waren britische Linke der verlängerte Arm nationaler Unabhängigkeitsbewegungen oder verstanden sie sich als selbstständige Kraft im innenpolitischen Diskurs? Wo verliefen Konfliktlinien der Solidarität zwischen teils konkurrierenden nationalen Bewegungen? Ergaben sich aus oben genannten Netzwerken politische Verbindungen über die formelle Dekolonisation des Empires hinaus? Wie gestalteten sich grenzüberschreitende Verbindungen, beispielsweise zwischen britischen und französischen Linken im Rahmen der League against Imperialism, in Reaktion auf interimperiale Kooperationen?

Die Stadt London als „imperial Metropolis“ (Jonathan Schneer) soll dabei nicht nur die Bühne darstellen, auf der die Akteure sich versammelten. Es soll auch untersucht werden, inwieweit britische radikale Linke in Verbindung mit Aktivisten aus den Kolonien ihr ganz eigenes London erschufen und welchen potenziellen Einfluss diese Aktionen auf die Dekolonisierung des größten Empires der Welt hatten.

Unter anderem geben die Nachlässe der beteiligten Akteure sowie die der einzelnen Organisationen Einblick in ihre Haltungen, Wahrnehmungen und Netzwerke. Weiterhin wurden die Verbindungen zwischen britischen (radikalen) Linken und antikolonialen Intellektuellen ausführlich in veröffentlichten Quellen wie beispielsweise Autobiographien, Pamphleten politischer Gruppierungen sowie Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel von linken und antikolonialen Gruppierungen reflektiert und Positionen zu den jeweiligen Dekolonisierungsprozessen verhandelt. Sie stellen als Zeugnisse der wechselseitigen Beobachtung und Repräsentationen antikolonialer Auseinandersetzungen einen wichtigen Quellenbestand dar. Weiterhin überwachte der britische Geheimdienst MI5, die Londoner Metropolitan Police sowie das Colonial Office penibel die Umtriebe britischer linker sowie kolonialer Akteure auf der Grundlage einer vermuteten oder tatsächlichen kommunistischen sowie antiimperialen Gesinnung. Diese bisher kaum erforschten – weil größtenteils erst kürzlich freigegebenen - Quellen versprechen wertvolle Erkenntnisse unter anderem über die alltägliche Dimension der antikolonialen Praxis.

Dem Dissertationsprojekt liegt somit ein breites Panorama an unterschiedlichen Quellengattungen zugrunde, die am Ende des Vorhabens eine multiperspektivische Historisierung des Untersuchungsgegenstandes ermöglichen sollen. Insgesamt sollen damit globale Entwicklungen in ihren lokalen Ausprägungen und Praxen verortet und jenseits theoretischer Debatten mit hoher Flughöhe die Mikrologik von Phänomenen sowie ihre räumlich-zeitliche Situiertheit herausgearbeitet werden.

 

English Version: Anticolonial Encounters. London, the Left and Decolonisation in Britain, 1930s to 1960s

 

The dismantling of the British Empire was a multifaceted process that did not only occur in the spheres of so-called ‘High Politics’ in the United Kingdom and its colonies. The process of decolonisation, which especially intensified after the end of the Second World War, was also discussed, negotiated and questioned in the intellectual spheres and universities of the ‚metropolis’.

            Following rising numbers of students from British colonies in Africa, London became a centre of (radical) left as well as anticolonial activism in the interwar era. The numerous universities of the capital functioned as hubs for British leftist students as well as for students from the colonies pursuing their academic degrees in England. Some of these students and activists later became defining figures of national independence movements in the colonies.

         What were the networks that enabled the interactions between these actors and where were they located? How did these interactions influence the attitudes towards the process of decolonisation within the British Left? How did London shape the various actors’ pursuits and how did these actions in turn shape the cityscape of London? Did networks forged in London persist after the subsequent independence of the colonies and thus transcend the city's frontier?

            These and other questions shall lie at heart of my PhD project. The spaces and places of interaction within and between these two milieus, such as cafés, pubs, party headquarters or dwellings of the involved actors, were spaces of communication and debate and shall be central to this thesis, while the periodical focus shall lie on the time frame from the mid-1930s to the culmination of formal decolonisation in the 1960s.

            The source basis of the project is diverse. On the one hand, estates of involved actors, their autobiographies, pamphlets, journal and newspaper articles as well as protocols of leftist group meetings offer a glimpse into the various perceptions, ambitions, loyalties, and attitudes of anticolonial movements. Furthermore, the interactions of British (radical) leftists and anticolonial actors in London were meticulously monitored, for instance by the British MI5 or the London Metropolitan Police, as these actors were widely perceived as a threat to national security. The subsequently released documents could possibly shed light on the entanglements and networks of British leftists and intellectuals from the colonies and hint at the everyday life of these actors in the “imperial metropolis” (Jonathan Schneer) of an empire in decay.

            Finally, the objective of this doctoral project is to write a global urban history of decolonization through localizing the history of the interactions of the British Left with anticolonial activists from the Empire without evading the entanglements and connections that persisted beyond London’s geographic boundaries. The globally relevant "long moment of decolonisation" (Marc Matura) shall hence be localised in its specific practices and manifestations whilst surpassing abstract theoretical discussions in order to bring the networks and their specific time and space to the fore.