Humboldt-Universität zu Berlin - Lehrstuhl für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit

Arndt Wille, M.A.

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Name
Arndt Wille M.A.
Status
wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in
E-Mail
arn.wille (at) hu-berlin.de

Einrichtung
Humboldt-Universität → Präsidium → Philosophische Fakultät → Institut für Geschichtswissenschaften → Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit
Sitz
Friedrichstraße 191-193 , Raum 4060
Telefon
(030) 2093 70552
Sprechzeiten
Dienstag: 14.00 - 15.00 Uhr. Bitte vereinbaren Sie mit mir einen Termin über die oben angegebene E-Mail-Adresse.
Postanschrift
Unter den Linden 6, 10099 Berlin

 

FORSCHUNGSINTERESSEN


  • Europäische Geschichte der Hexenverfolgung
  • Antijudaismus/vormoderner Antisemitismus
  • Juden:Jüdinnen in der Frühen Neuzeit
  • Frühneuzeitliche Verschwörungsnarrative
  • Historische Anthropologie
  • Theorie & Geschichte

 

LEBENSLAUF


  • seit November 2024: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 2022-2024: Elsa-Neumann-Stipendiat des Landes Berlin (Promotionsstipendium)
  • seit Oktober 2020: Promotionsstudent am Lehrstuhl für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 2017-2020: Studium der Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Masterstudiengang)
  • 2007-2011: Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin
  • 2004-2007: Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik sowie Mittleren, Neueren und Neuesten Geschichte an der Universität Leipzig

 

VERÖFFENTLICHUNGEN


 

Aufsätze & Buchkapitel:

 

Tagungsberichte:

 

 

VORTRÄGE


  • geplant: "Rituality and Danger". Paradoxe Attacken auf die sieben Sakramente in antijüdischen und Hexereinarrativen (1470–1630), Forschungskolloquium Jüdische Studien, Universität Potsdam 02/2025.
  • "Rituality and Danger". Paradoxe Attacken auf den Leib Christi in antijüdischen und Hexereinarrativen (1470–1630), Frankfurter Frühneuzeit Kolloquium, Goethe-Universität Frankfurt am Main 05/2024.
  • Unter die Haut. Über Gestalt und Funktion phantasmatischer Körperbilder in antijüdischen und Hexereidiskursen des langen 16. Jahrhunderts (1470–1630), Forschungskolloquium zur Europäischen Geschichte der Frühen Neuzeit, Humboldt-Universität zu Berlin 07/23.
  • Unter die Haut. Elemente "paranoisch" strukturierter Wissensproduktion in antijüdischen und Hexereinarrativen unter besonderer Berücksichtigung körperinvasiver Angriffe (1470–1630), digitales Kolloquium des Lehrstuhls für Frühe Neuzeit und Geschlechtergeschichte, Ruhr-Universität Bochum 10/22.

 

 

DISSERTATIONSVORHABEN


Unter die Haut. Über Gestalt und Funktion phantasmatischer Körperbilder in antijüdischen und Hexereidiskursen des langen 16. Jahrhunderts (1470–1630)

Das Projekt fragt nach Gestalt, Funktion und Zusammenhang bestimmter diskursiver und (fast gänzlich) fiktionaler Zuschreibungselemente der christlichen Dominanzgesellschaft im deutschsprachigen Raum, die in analoger Weise frühneuzeitliche Juden:Jüdinnen und als Hexen diffamierte Menschen herabwerteten und dämonisierten. Diese wurden nämlich – um nur die gängigsten Überschneidungen zu nennen – regelmäßig mit Blasphemie, Teufelsbund, (symbolischen) Haut- und Körperanomalien, antichristlichen Verschwörungen, Schadenszauberei, rituellem Kindsmord oder sogar Kannibalismus in Zusammenhang gebracht. Trotz der starken Analogien zwischen den einzelnen Gruppen existiert bisher wenig vergleichende Forschungsarbeit zu den dämonisierenden Fantasiekomplexen, die die inhaltlichen und funktionalen Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede systematisch aufbereiten würde. An dieser Stelle setzt das Dissertationsprojekt an. Die genannten Fantasiekomplexe werden dabei nicht als unerhebliche oder unerklärliche Nebenprodukte gesellschaftlicher Konflikt- und Krisenphänomene begriffen, sondern wirkten – so die leitende These des Projekts – an der Formierung von „Realität“ mit, indem sie zur Kontingenzreduktion und Handlungsorientierung beitrugen, brüchige Identitäten sowie Ordnungsvorstellungen stabilisierten und damit tief in die Mechanik gesellschaftlicher Veränderungsprozesse eingebettet waren. Das lange 16. Jahrhundert bietet dabei die Möglichkeit, Einsatz, Wirkung und Wandlung teils jahrhundertealter Zuschreibungen in den Zusammenhang gesellschaftlicher Transformationsprozesse (Buchdruck, Bevölkerungswachstum, Staatsbildungsprozesse, Reformation etc.) zu stellen. Im Zentrum der Zuschreibungsprozesse stehen, so eine Ausgangsbeobachtung, einerseits Vorstellungen des (durch Verzauberung, Vergiftung, Aussaugung, Erkrankung, Zerstückelung oder Schändung) „gefährdeten“ Körpers von Christen und Christinnen. Andererseits wurde der Leib des „unheimlichen Anderen“ als Schauplatz eines „unerträglichen Genießens“ in Form von tabuisierten (und womöglich projizierten) Verhaltens- und Gefühlsformen wahrgenommen. Körper wurden dabei als Zeichenträger inszeniert, an denen Reinheitsgrade sowie Verworfenheitszeichen abgelesen werden konnten. Das Projekt fragt damit einerseits nach der Konstruktionsweise der imaginären und fiktiven „Anderen“ durch Christen:Christinnen, um andererseits die für die „realen“ Untersuchungsgruppen entstehenden Konsequenzen in den Blick zu nehmen. Dabei kombiniert das Projekt breitere diskursanalytische Perspektiven mit close readings und detaillierten Fallbeispielen. Im Ergebnis soll mithilfe eines multiperspektivischen theoretischen Zugangs (u.a. Kulturanthropologie, Soziologie, Sozialpsychologie, Emotionsgeschichte) ein komplexeres und präziseres Bild frühneuzeitlicher Othering-Prozesse erreicht werden.