Humboldt-Universität zu Berlin - Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts

Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts

europa1914bytrier

Prof. Dr.

Tho​mas Mergel

 

Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Geschichtswissenschaften
Unter den Linden 6 | 10099 Berlin

 

E-Mail:  thomas.mergel (at) geschichte.hu-berlin.de

 

 

 

 

Der Lehrstuhl widmet sich in Forschung und Lehre einer höchst wechselvollen und außerordentlich dynamischen Epoche der jüngsten europäischen Geschichte. Diese Epoche wurde wie keine andere von Widersprüchen geprägt. Das 20. Jahrhundert kannte beides: Weltkriege und Kalten Krieg auf der einen, die Pazifizierung der europäischen Gesellschaften und die Einigung Europas auf der anderen Seite; einerseits extreme Verarmungserfahrungen, andererseits eine Wohlstandsentwicklung, die historisch völlig neu war. Grundlegende Umbrüche und Erfahrungen von beschleunigtem Wandel kennzeichneten dabei nicht nur die in vielerlei Hinsicht katastrophale erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern prägten – wenngleich weit weniger gewaltsam – auch die Entwicklung der europäischen Geschichte seit den 1950er Jahren.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lehrstuhls fragen unter diesen Vorzeichen danach, was das Besondere am 20. Jahrhundert ist und welche geteilten – nicht bloß auf Westeuropa beschränkten – Erfahrungen das Gemeinsame einer Europäischen Geschichte bilden. Was das spezifisch Europäische ist, lässt sich allerdings nur herausfinden, wenn man immer wieder den Blick auf Nicht-Europa lenkt. Erst im vergleichenden Blick konturiert sich Europa heraus.

Aus diesem Verständnis europäischer Geschichte ergeben sich die Forschungsthemen des Lehrstuhls. Einen Arbeitsschwerpunkt bildet eine kulturhistorisch, kommunikationstheoretisch verstandene Geschichte der Politik, besonders in der Spannung zwischen Diktatur und Demokratie. Die sozialen Dimensionen des Wandels, etwa bei den vielfältigen Migrationsbewegungen oder der Konsumgeschichte, aber auch in der Stadtgeschichte, stellen einen weiteren Schwerpunkt dar. Immer geht es dabei um Wahrnehmungen und Erfahrungen als Wirklichkeit strukturierende Dimensionen der Geschichte.

Die europäischen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts sind in besonderer Weise als Mediengesellschaften zu bezeichnen. Elektronische Medien und neue Kommunikationsformen bestimmen unser Leben heute in einem Ausmaß, das um 1900 schlechterdings unvorstellbar war. Zugleich haben unterschiedliche Formen des Wissens, der Wissenschaft und deren Popularisierungen im 20. Jahrhundert massiv an Einfluss gewonnen.  Hier fanden wohl die einschneidendsten Veränderungen gegenüber dem 19. Jahrhundert statt. Einer Medien- und Wissensgeschichte Europas im dynamischen 20. Jahrhundert gilt deshalb unsere besondere Aufmerksamkeit.