Humboldt-Universität zu Berlin - Alte Geschichte

2012-13

Prof. Dr. Aloys Winterling - Lehre im Wintersemester 2012/13

Im Sommersemester 2012 biete ich eine Vorlesung, ein Masterseminar und (zusammen mit Claudia Tiersch und Wilfreid Nippel) ein Colloquium an. Details und wichtige organisatorische Hinweise finden sie durch Anklicken der Veranstaltung in der nachstehenden Liste:

51101 Vorlesung Einführung in die Alte Geschichte

51127 Masterseminar Ethnologie und Alte Geschichte

51128 Forschungscolloqium Aktuelle Forschungsprobleme der Alten Geschichte

 


51101 Vorlesung

Einführung in die Alte Geschichte

freitags, 10-12 Uhr, in UL 6, 3038

Kommentar

Entsprechend den Bedeutungen des Wortes „Geschichte“ ist die Vorlesung in drei Teile geteilt:
1. geht es um das vergangene Geschehen, um einen Überblick über die wichtigsten Strukturen und Institutionen, Prozesse und Ereignisse der griechisch-römischen Antike (ca. 1000 v. Chr. –500 n. Chr.).
2. geht es um Alte Geschichte als gegenwärtige Wissenschaft von der antiken Vergangenheit. Hier werden zentrale geschichtswissenschaftliche Fragestellungen, Begriffe, Methoden und Theorien erläutert, die es ermöglichen gesichertes Wissen über die Antike herzustellen.
3. geht es um Alte Geschichte als ausdifferenziertes, spezialisiertes Teilfach der Geschichtswissenschaft. Dazu werden im Überblick behandelt: die wichtigsten aus der Antike überlieferten Quellengattungen und der Umgang mit ihnen, die Grundzüge der Geschichte der Alten Geschichte seit der Renaissance, schließlich die wichtigsten fachspezifischen Informationsmöglichkeiten zur griechisch-römischen Antike (Einführungen, Lexika, Handbücher, Bibliographien) in gedruckter und in digitaler Form. Abschließend soll das Problem der Konstruktivität historischen Wissens erörtert und eine Antwort auf die Frage versucht werden: Welchen Sinn hat es, sich gegenwärtig mit der antiken Geschichte zu beschäftigen?

Literatur

Allgemein: Eckhard Wirbelauer (Hg.), Oldenbourg Geschichte Lehrbuch Antike, München 2004.
Zu Teil 1: Hans-Joachim Gehrke, Kleine Geschichte der Antike, München 1999; Alfred Heuß, Hellas, Propyläen Weltgeschichte, Bd. 3, Berlin 1962, 69-400; ders., Römische Geschichte, 6. Aufl., Paderborn u.a. 1998.
Zu Teil 2: Dieter Timpe, Alte Geschichte und die Fragestellung der Soziologie, in: HZ 213, 1971, 1-12; Reinhart Koselleck, ‘Erfahrungsraum’ und ‘Erwartungshorizont’ – zwei historische Kategorien [1975], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979.
Zu Teil 3: Hartmut Blum, Reinhard Wolters, Alte Geschichte studieren, Konstanz 2006.
Zur Schlussfrage: Christian Meier, Was soll uns heute noch die Alte Geschichte?, in: Wilfried Nippel (Hg.), Über das Studium der Alten Geschichte, München 1993, 323-352; Aloys Winterling, Über den Sinn der Beschäftigung mit der antiken Geschichte, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Sinn (in) der Antike. Orientierungssysteme, Leitbilder und Wertkonzepte im Altertum, Mainz 2003, 403-419.


51127 Masterseminar:

Ethnologie und Alte Geschichte

freitags, 16-18 Uhr, in FRS 191, 5007

Kommentar

Das Seminar verfolgt die Frage, in welcher Weise die Ergebnisse ethnologischer Forschung für die Rekonstruktion und das Verständnis der frühen, schlecht überlieferten Phasen der Geschichte der griechisch-römischen Antike herangezogen werden können. Aufgrund der Fragestellung geht es daher v.a. um die klassische (oder traditionelle) „Völkerkunde“, die außereuropäische, schriftlose, kleinräumige Ethnien zum Gegenstand hatte (und zum Teil noch hat), die nur mit der Methode der Teilnehmenden Beobachtung erforscht werden können. Im propädeutischen Teil des Seminars werden grundlegende methodische (Hermeneutik, Dekonstruktion) und theoretische Fragen (soziokulturelle Evolution, kulturübergreifender Vergleich) sowie solche der Forschungsgeschichte erörtert werden. Der Hauptteil wird dann einige zentrale Themen der ethnologischen Forschung aufarbeiten (Verwandtschaftssysteme, Gabentausch, Big Men-Gesellschaften, „Staatsentstehung“, Temporalstrukturen, Involution) und mit konkreten Phänomenen der antiken Geschichte vergleichen.

 

Literatur:

Antweiler, Christoph, Evolutionstheorien in den Sozial- und Kulturwissenschaften. Zusammenhangs- und Analogiemodelle, in: ders. u.a. (Hrsg.): Die unerschöpfte Theorie. Evolution und Kreationismus in den Wissenschaften, Aschaffenburg 2008, 115-141; Geertz, Clifford, Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt am Main 1983; Hauser-Schäublin, Brigitta, Teilnehmende Beobachtung, in: Bettina Beer (Hg.), Methoden und Techniken der Feldforschung, Berlin 2003, 33–54; Haupt, Heinz-Gerhard, Kocka, Jürgen, Historischer Vergleich. Methoden, Aufgaben, Probleme. Eine Einleitung, in:  dies. (Hg.), Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Frankfurt am Main 1996, 9-45; Kohl, Karl-Heinz, Ethnologie - die Wissenschaft vom kulturell Fremden. Eine Einführung, München 1993; Luhmann, Niklas, Geschichte als Prozeß und die Theorie sozio-kultureller Evolution, in: Karl-Georg Faber, Christian Meier (Hg.), Historische Prozesse, München 1978, 413-440; Mauss, Marcel, Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, Fankfurt am Main 1968; Müller, Klaus E., Zeitkonzepte in traditionellen Kulturen, in: Klaus E. Müller, Jörn Rüsen (Hg.), Historische Sinnbildung. Problemstellungen, Zeitkonzepte, Wahrnehmungshorizonte, Darstellungsstrategien, Reinbek bei Hamburg 1997, 221-239 ; Osterhammel, Jürgen, Transkulturell vergleichende Geschichtswissenschaft, in: Heinz-Gerhard Haupt, Jürgen Kocka (Hg.), Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Frankfurt am Main 1996, 270-313; Petermann, Werner, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004; Winterling, Aloys, Begriffe, Ansätze und Aussichten Historischer Anthropologie, in:  ders. (Hg.), Historische Anthropologie (Basistexte Bd. 1), Stuttgart 2006, 9-29. – Althistorische Spezialliteratur wird im Seminar bekanntgegeben.


51128 Colloquium

Aktuelle Forschungsprobleme der Alten Geschichte

mittwochs, 18.15-20.30 Uhr, in FRS 5007
(zusammen mit Prof. Dr. Claudia Tiersch und Prof. Dr. Wilfried Nippel)

Kommentar

Das Kolloquium bietet ein Forum der Diskussion aktueller Fragen althistorischer Forschung und der Erörterung disziplingeschichtlicher Probleme. Diskussionen von Neuerscheinungen, Vorstellungen von Arbeitsvorhaben und anderes werden sich abwechseln. Das Kolloquium steht allen an althistorischen Fragen Interessierten offen; die Teilnahme auch von Studierenden jüngerer Semester ist ausdrücklich erwünscht.