Humboldt-Universität zu Berlin - Alte Geschichte

Lehre im Sommersemester 2016

Ich biete eine Vorlesung, eine Übung, ein Forschungsseminar, ein Bachelorseminar, ein Masterseminar und (zusammen mit Jan Timmer) ein Colloquium an. Details und wichtige organisatorische Hinweise finden sie durch Anklicken der Veranstaltung in der nachstehenden Liste:


51102 Vorlesung

Einführung in die Alte Geschichte

Mittwochs, 14-16 Uhr
UdL 2002
Entsprechend den modernen Bedeutungen des Wortes „Geschichte“ ist die Vorlesung in drei Teile geteilt: 1. geht es um das vergangene Geschehen, um einen Überblick über die wichtigsten Strukturen und Institutionen, Prozesse und Ereignisse der griechisch-römischen Antike (ca. 1000 v. Chr. – 500 n. Chr.). 2. geht es um Alte Geschichte als gegenwärtige Wissenschaft von der antiken Vergangenheit. Hier werden zentrale geschichtswissenschaftliche Fragestellungen, Begriffe, Methoden und Theorien erläutert, die es ermöglichen, gesichertes Wissen über die Antike herzustellen. 3. geht es um Alte Geschichte als ausdifferenziertes, spezialisiertes Teilfach der Geschichtswissenschaft. Dazu werden im Überblick behandelt: die wichtigsten aus der Antike überlieferten Quellengattungen und der Umgang mit ihnen, die Grundzüge der Geschichte der Alten Geschichte seit der Renaissance, schließlich die wichtigsten fachspezifischen Informationsmöglichkeiten zur griechisch-römischen Antike (Einführungen, Lexika, Handbücher, Bibliographien) in gedruckter und in digitaler Form. Abschließend soll das Problem der Konstruktivität historischen Wissens erörtert und eine Antwort auf die Frage versucht werden: Welchen Sinn hat es, sich gegenwärtig mit der antiken Geschichte zu beschäftigen?

Literaturhinweise:
Allgemein: Wirbelauer, Eckhard (Hg.), Oldenbourg Geschichte Lehrbuch Antike, München 2004; Leppin, Hartmut, Einführung in die Alte Geschichte, München 2005. Zu Teil 1 der Vorlesung: Die einschlägigen Passagen aus: Der Große Ploetz. Auszug aus der Geschichte, 31. Aufl., Freiburg 1992; Heuß, Alfred, Hellas, Propyläen Weltgeschichte, Bd. 3, Berlin 1962, 69-400; ders., Römische Geschichte, 6. Aufl., Paderborn u.a. 1998. Teil 2: Timpe, Dieter, Alte Geschichte und die Fragestellung der Soziologie, in: HZ 213, 1971, 1-12; Koselleck, Reinhart, ‘Erfahrungsraum’ und ‘Erwartungshorizont’ – zwei historische Kategorien [1975], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979. Teil 3: Blum, Hartmut, Wolters, Reinhard, Alte Geschichte studieren, Konstanz 2006. Schlussfrage: Meier, Christian, Was soll uns heute noch die Alte Geschichte?, in: Wilfried Nippel (Hg.), Über das Studium der Alten Geschichte, München 1993, 323-352; Winterling, Aloys, Über den Sinn der Beschäftigung mit der antiken Geschichte, in: Jörn Rüsen u.a. (Hg.), Sinn (in) der Antike. Orientierungssysteme, Leitbilder und Wertkonzepte im Altertum, Mainz 2003, 403-419.
 


51116 Forschungsseminar
Althistorische Forschungspraxis

Donnerstags, 16-18 Uhr
FRS 4026
In diesem Seminar werden einerseits grundlegende Probleme der Methode und Theorie (alt-)historischer Forschung anhand der Lektüre zentraler Texte gemeinsam diskutiert und bearbeitet; in diesem Semester wird ein Vergleich der antiken, griechisch-römischen, mit der modernen Geschichtsschreibung im Vordergrund stehen. Andererseits werden die Teilnehmer/innen praktische Fragen und Probleme eigener Abschluss- und Forschungsarbeiten präsentieren und zur Diskussion stellen. Die Veranstaltung richtet sich somit an Doktoranden und Studierende, die sich intensiver mit der griechisch-römischen Antike befasst haben oder befassen wollen und die bereit sind, sich auf komplexere Fragen einzulassen, die bei wissenschaftlicher Selbstbeobachtung in Theorie und Praxis entstehen.


51120 Bachelorseminar
Die Bürgerkriege im klassischen Griechenland

Freitags, 14-16 Uhr
FRS 4026
Die politische Geschichte Griechenlands in klassischer Zeit war nicht nur durch die Entdeckung der Kontingenz von Herrschaftsverhältnissen und die Ausbildung der ersten "Demokratien" der Weltgeschichte gekennzeichnet, sondern auch – insbesondere seit dem Ende des 5. Jh.s v. Chr. – durch häufige Konflikte innerhalb der Bürgerschaften der kleinräumigen politisch autonomen städtischen Gemeinwesen, die sich in einer Vielzahl von oft mit extremer Brutalität geführten Bürgerkriegen (staseis) entluden. Die Hintergründe sind in der modernen Forschung umstritten. Die schon früh geäußerte These, dass es sich um "Klassenkämpfe" zwischen "Armen" und "Reichen" – so die häufige Bezeichnung der beteiligten Gruppierungen in den zeitgenössischen Quellen – gehandelt habe, wird in neuerer Zeit zwar durchweg in Frage gestellt, sie ist bislang jedoch nicht durch ein vergleichbar kompaktes Konzept ersetzt worden. Ziel des Seminars ist, anhand von konkreten Fallstudien einzelner Bürgerkriege und ihrer innen- und außenpolitischen, sozialen und personalen Rahmenbedingungen die der Desintegration zugrunde liegenden Strukturprobleme zu analysieren. Teilnahmebedingung ist die Bereitschaft, das griechische Alphabet zu erlernen.
 
Literaturhinweise:
Robert v. Pöhlmann, Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, 2 Bde., 3. Aufl.,  München 1925; Alfred Heuß, Das Revolutionsproblem im Spiegel der antiken Geschichte, HZ 216, 1973, 1-72; Eberhard Ruschenbusch, Untersuchungen zu Staat und Politik in Griechenland vom 7. - 4. Jh. v. Chr., Bamberg 1978; G.M.E. de Ste. Croix, The Class Struggle in the Ancient Greek World, London 1981; Hans-Joachim Gehrke, Stasis. Untersuchungen zu den inneren Kriegen in den griechischen Staaten des 5. und 4. Jh.s v. Chr., München 1985; Thomas J. Figueira, A Typology of Social Conflict in Greek Poleis, in: Anthony Molho u.a. (Hg.), City States in Classical Antiquity and Medieval Italy. Athens and Rome, Florence and Venice, Stuttgart 1991, 289-307; Aloys Winterling, „Arme“ und „Reiche“. Die Struktur der griechischen Polisgesellschaften in Aristoteles’ ‘Politik’, Saeculum 44, 1993, 179-205; ders., Aristoteles’ Theorie der politischen Gesellschaft, in: Karen Piepenbrink (Hg.), Philosophie und Lebenswelt in der Antike, Darmstadt 2003, 67-82; Astrid Dössel, Die Beilegung innerstaatlicher Konflikte in den griechischen Poleis vom 5. - 3. Jahrhundert v. Chr., Bern u.a. 2003; Ninon Grangé, Oublier la guerre civile? Stasis, chronique d'une disparition, Paris 2015; Benjamin D. Gray, Stasis and Stability. Exile, the polis, and Political Thought, c. 404-146 BC, Oxford 2015.


51121 Masterseminar
Pompeius der Große und die Krise der römischen Republik
Dienstags, 16-18 Uhr
FRS 4026
Beginn: 26.04.2016 (zweite Semesterwoche)

Die Geschichte der späten römischen Republik, die Zeit von den gracchischen Reformen (133/123 v. Chr.) bis zur Ermordung Caesars (44 v. Chr.), wird in der Forschung einerseits als autonomer Prozess einer „Krise ohne Alternative“ (Chr. Meier) gedeutet, in der die Handelnden als blinde Akteure erscheinen, als „Schlafwandler“ gewissermaßen, die die Republik erhalten wollten, tatsächlich aber das Gegenteil, die Entstehung einer Monarchie, bewirkten. Andererseits gilt sie als die Epoche der „Großen Einzelnen“ (Sulla, Pompeius, Caesar, Antonius, Octavianus), die durch Verfolgung ihrer persönlichen Ziele das Geschehen beherrschten. Eine ideale Zeit also, um die Relation zwischen struktureller Limitierung und individueller Freiheit des Handelns historisch zu studieren. Im Zentrum wird Pompeius der Große, Rivale Caesars und Verlierer im Bürgerkrieg, stehen. Pompeius’ Aufstieg, seine politischen Strategien, Zukunftspläne und seine Niederlage sollen vor dem Hintergrund der politisch-sozialen Bedingungen des spätrepublikanischen Rom analysiert werden.

Literaturhinweise:
Krise der späten Republik: Alfred Heuss, Der Untergang der römischen Republik und das Problem der Revolution, in: HZ 182, 1956, 1-28; Christian Meier, Res Publica Amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik, 3. Aufl., Frankfurt am Main 1997; Rolf Rilinger, Die Interpretation des Niedergangs der römischen Republik durch “Revolution” und “Krise ohne Alternative”, in: Archiv für Kulturgeschichte 64, 1982, 279-306; Aloys Winterling, ‘Krise ohne Alternative’ im Alten Rom, in: Monika Bernett u.a. (Hg.), Christian Meier zur Diskussion. Autorenkolloquium am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, Stuttgart 2008, 219-239. – Pompeius: Eduard Meyer, Caesars Monarchie und das Principat des Pompeius, 3. Aufl., Berlin 1922; Matthias Gelzer, Pompeius, 2. Aufl., München 1959 (ND 2005); Karl Christ, Pompeius. Der Feldherr Roms. Eine Biographie, München 2004; Nic Fields, Pompey. Leadership, Strategy, Conflict, Oxford 2012; Éric Teyssier, Pompée. L' anti-César, Paris 2013.


51122 Forschungskolloquium
(zus. mit Jan Timmer)
Aktuelle Forschungsprobleme der Alten Geschichte
Mittwochs, 18-20 Uhr
FRS 4026

Das Kolloquium bietet ein Forum der Diskussion aktueller Fragen althistorischer Forschung und der Erörterung disziplingeschichtlicher Probleme. Diskussionen von Neuerscheinungen, Vorstellungen von Arbeitsvorhaben und anderes werden sich abwechseln. Das Kolloquium steht allen an althistorischen Fragen Interessierten offen; die Teilnahme auch von Studierenden jüngerer Semester ist ausdrücklich erwünscht. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.