Humboldt-Universität zu Berlin - Alte Geschichte

Lehre im Wintersemester 2016/17

Ich biete eine Vorlesung, eine Übung, ein Masterseminar, ein Bachelorseminar und (zusammen mit Claudia Tiersch) ein Colloquium an. Details und wichtige organisatorische Hinweise finden sie durch Anklicken der Veranstaltung in der nachstehenden Liste:

  • 51101 Vorlesung Geschichte der griechischen Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit
  • 51103 Übung Lektüre und Interpretation ausgewählter Quellen zur Geschichte der späten römischen Republik
  • 51112 Masterseminar Cicero
  • 51113 Bachelorseminar Antike und moderne Geschichtstheorie
  • 51120 Forschungscolloquium Aktuelle Forschungsprobleme in der Alten Geschichte

    51101 Vorlesung: Geschichte der griechischen Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit
    Mittwoch 14-16 Uhr, FRS 191, 5009

    Denkt man an Demokratie, Philosophie, das Theater oder auch an die Olympischen Spiele, so muss man feststellen, dass das antike Griechenland in vielen Hinsichten einiges mit der gegenwärtigen modernen Welt, zumindest mit ihrer Selbstbeschreibung zu tun hat. Die Vorlesung stellt der heute gegenwärtigen Antike die antike Gegenwart gegenüber und versucht, durch die Rekonstruktionen der Gesellschaft einem Verständnis der Besonderheiten des antiken Griechenland und seiner Bedeutung für spätere Zeiten näher zu kommen. Ausgehend von der Homerischen Zeit werden die wichtigsten sozialen Strukturen und Prozesse bis ins 4. Jh. v. Chr. behandelt und die These begründet, dass bestimmte städtische Interaktionsbedingungen und eine besondere Art der Integration der Gesellschaft durch ihre politische Ordnung die folgenreiche Sonderstellung der Alten Griechen bewirkten.

    Literaturhinweise: Schmitz, Winfried, Die griechische Gesellschaft. Eine Sozialgeschichte der archaischen und klassischen Zeit, Heidelberg 2014; ders., Haus und Familie im antiken Griechenland, München 2007; Bleicken, Jochen, Die athenische Demokratie, 4. Aufl., Paderborn 1995; Robinson, Eric W., Democracy beyond Athens. Popular Government in the Greek Classical Age, Cambridge u.a. 2011; Jan Timmer u.a. (Hg.), Grenzen politischer Partizpation im klassischen Griechenland, Stuttgart 2014; Nippel, Wilfried, Antike oder moderne Freiheit? Die Begründung der Demokratie in Athen und in der Neuzeit, Frankfurt a.M. 2008; Winterling, Aloys, “Arme” und “Reiche”. Die Struktur der griechischen Polisgesellschaften in Aristoteles’ ‘Politik’, in: Saeculum 44, 1993, 179-205; ders., Aristoteles’ Theorie der politischen Gesellschaft, in: Karen Piepenbrink (Hg.), Philosophie und Lebenswelt in der Antike, Darmstadt 2003, 67-82.



    51112 Masterseminar: Cicero
    Dienstag 16-18 Uhr, FRS 191, 4026

    Marcus Tullius Cicero, 106-43 v. Chr., kann aufgrund des Umfangs der von ihm überlieferten Briefe, Reden und philosophischen Schriften als die am besten dokumentierte Person der römischen Republik, wenn nicht der gesamten Antike gelten. Zugleich sind seine Schriften die wohl wichtigste Quelle für die Geschichte der späten Republik – und damit die Voraussetzung für die moderne Deutung der Person Cicero im Kontext jener Zeit. Mit der Beschreibung dieser Zirkularität ist das methodische Problemfeld benannt, in dem sich dieses Masterseminar bewegen wird: Ziel ist, Ciceros Biographie vor dem Hintergrund der Geschichte der späten römischen Republik zu rekonstruieren – seinen Aufstieg in nachsullanischer Zeit, sein Konsulat mit der Niederschlagung der catilinarischen Verschwörung, seine Stellung im Bürgerkrieg zwischen Pompeius und Caesar, sein Verhalten gegenüber dem Dictator Caesar und sein eigener gewaltsamer Tod in den Wirren der erneuten Bürgerkriege nach Caesars Ermordung. Die Frage wird sein, wieweit eine Rekonstruktion der Persönlichkeit Ciceros möglich ist – die es dann erlaubte, den Quellenwert seiner Schriften für die späte Römische Republik näher zu bestimmen.

    Literaturhinweise: Meier, Christian, Res Publica Amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik, 3. Aufl., Frankfurt a.M. 1997; ders., Die Ordnung der römischen Republik, in: Historische Zeitschrift 300, 2015, 593-697; Gelzer, Matthias, Cicero. Ein biographischer Versuch, Wiesbaden 1969; Fuhrmann, Manfred, Cicero und die römische Republik, 2. Aufl., München, Zürich 1990; Lintott, Andrew, Cicero as Evidence. A Historian’s Companion, Oxford 2008; Jehne, Martin, Krisenwahrnehmung und Vorschläge zur Krisenüberwindung bei Cicero, in: Sylvie Franchet d'Espèrey u.a. (Hg.), Fondements et crises du pouvoir, Bordeaux 2003, 379-396; Meier, Christian, Cicero. Das erfolgreiche Scheitern des Neulings in der alten Republik, in: ders., Die Ohnmacht des allmächtigen Dictators Caesar. Drei biographische Skizzen, 2. Aufl., Stuttgart 2015, 107-210.



    51113 Bachelorseminar: Antike und moderne Geschichtstheorie
    Donnerstag 12-14 Uhr, FRS 191, 4031

    Versteht man unter „Geschichte“ vergangenes Geschehen einerseits, gegenwärtiges Wissen davon andererseits und versteht man unter „Theorie“ ein durch Vergleiche hergestelltes Wissen von Zusammenhängen, so lässt sich „Geschichtstheorie“ beschreiben als Teil der Geschichtswissenschaft, der sich einerseits mit den Bedingungen wahrer Erkenntnis der Vergangenheit beschäftigt (historische Erkenntnistheorie), der sich andererseits allgemeinen Aussagen zu Strukturen und Prozessen vergangener Gesellschaften (Theorie vergangener Zeiten) widmet. Das Bachelor-Seminar wird sich mit beiden Aspekten am Beispiel antiker und moderner Geschichtstheorien beschäftigen. Dabei werden hinsichtlich der Erkenntnistheorie antike historiographische Texte im Vordergrund stehen und die moderne Geschichtstheorie als Gegenfolie dienen; hinsichtlich der Theorie vergangener Zeiten werden gegenwärtige Sichtweisen der Antike vor der Folie antiker Selbstdeutungen behandelt werden. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird kein spezifisches Vorwissen erwartet. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft, sich durch wöchentliche Lektüre von Texten in schwierige, aber spannende Sachverhalte einzuarbeiten, die die Praxis der Arbeit von Historikern und Historikerinnen betreffen.

    Literaturhinweise: Koselleck, Reinhart u.a., Art. „Geschichte, Historie“, in: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2, 1975, 593-717; ders., Standortbindung und Zeitlichkeit. Ein Beitrag zur historiographischen Erschließung der geschichtlichen Welt [1977], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979, 176-207; Parsons, Talcott, Gesellschaften. Evolutionäre und komparative Perspektiven [1966], Frankfurt am Main 1975; Luhmann, Niklas, Weltzeit und Systemgeschichte. Über Beziehungen zwischen Zeithorizonten und sozialen Strukturen gesellschaftlicher Systeme [1973], in: ders., Soziologische Aufklärung, Bd. 2, Opladen 1975, 103-133; ders., Geschichte als Prozeß und die Theorie sozio-kultureller Evolution [1978], in: ders., Soziologische Aufklärung, Bd. 3, Opladen 1981, 178-197; Strasburger, Hermann, Die Wesensbestimmung der Geschichte durch die antike Geschichtsschreibung, 3. Aufl., Wiesbaden 1975; Meister, Klaus, Die griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenismus, Stuttgart u.a. 1990; Mehl, Andreas, Römische Geschichtsschreibung, Stuttgart 2001.



    51103 Übung: Lektüre und Interpretation ausgewählter Quellen zur Geschichte der späten römischen Republik
    Donnerstag 16-18 Uhr, FRS 191, 5061
    Die späte römische Republik kann als eine der interessantesten und am besten dokumentierten Epochen der antiken Geschichte gelten. Von Montesquieu („die Römer sind an ihren Tugenden zugrunde gegangen“) bis Christian Meier („es handelte sich um eine Krise ohne Alternative“) sind ihrem Niedergang komplexe Deutungen zuteil geworden. Sie versuchen zu erklären, warum eine Bürgerschaft, die innerhalb weniger Generationen den gesamten Mittelmeerraum unter ihre Herrschaft brachte, in politischer Desintegration, Bürgerkriegen und schließlich der Cäsarenherrschaft endete. Die Übung konzentriert sich einerseits auf die gemeinsame Lektüre und Interpretation von zeitgenössischen Quellen, die als Zeugnisse des aristokratischer Alltagskommunikation gelten können, wobei die Briefe Ciceros im Vordergrund stehen werden, andererseits auf spätere Deutungen des Niedergangs der römischen Republik durch griechische Autoren (v.a. Appian und Cassius Dio). Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird die Bereitschaft erwartet, sich durch wöchentliche Lektüre mit den methodischen Schwierigkeiten der Deutung antiker Texten auseinanderzusetzen. Lateinkenntnisse sind dabei von Vorteil. Die Bereitschaft, das griechische Alphabet zu erlernen, wird vorausgesetzt.

    Einführende Literatur: Montesquieu, [Charles-Louis de Secondat, Baron de], Größe und Niedergang Roms. Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadance [1734]. Mit den Randbemerkungen Friedrichs des Großen. Übs. und hg. von Lothar Schuckert, Frankfurt am Main 1980; Meier, Christian, Res publica amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik, 3. Aufl., Frankfurt am Main 1997. – Erstinformationen zu den Autoren: die Artikel “Cicero” (Bd. 2, 1191-1202), “Appian” (Bd. 1, 903-905) und “Cassius Dio” (Bd. 2, 1014-1015) im Lexikon “Der Neue Pauly”.



    51120 Forschungscolloquium (zus. C. Tiersch): Aktuelle Forschungsprobleme der Alten Geschichte
    Mittwoch 18-20 Uhr, FRS 191, 4031
    Das Kolloquium bietet ein Forum der Diskussion aktueller Fragen althistorischer Forschung und der Erörterung disziplingeschichtlicher Probleme. Diskussionen von Neuerscheinungen, Vorstellungen von Arbeitsvorhaben und anderes werden sich abwechseln. Das Kolloquium steht allen an althistorischen Fragen Interessierten offen; die Teilnahme auch von Studierenden jüngerer Semester ist ausdrücklich erwünscht. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.