Kurzvorstellung Henning Fischer
'Opfer' als Akteurinnen. Gesellschaftlicher Ort und politisches Wirken der Lagergemeinschaft Ravensbrück, 1945 bis 1993.
Das Dissertationsvorhaben untersucht die Geschichte der Lagergemeinschaft der überlebenden Frauen des Konzentrationslagers Ravensbrück, die in verschiedenen Formen seit 1947 bestand und in DDR und BRD als Selbsthilfeverband und Organisation der politischen Linken umfassende Aktivitäten entwickelte. Um das kollektivbiografische Gerüst von sechs portraitierten zentralen Protagonistinnen soll das politische, soziale und geschichtsdokumentarische Wirken der Lagergemeinschaft erfasst und kritisch beleuchtet werden. Dabei interessiert insbesondere die biografische und politische Erfahrung, die das 20. Jahrhundert für die Ravensbrückerinnen bedeutete, darunter das 'doppelte Trauma' von Niederlage 1933 und nationalsozialistischem Konzentrationslager, die Befreiung 1945 und das Leben nach dem Überleben in DDR und BRD. Subjektive – auch: spezifisch weibliche – Erfahrung und gesellschaftliche Entwicklung bildeten so zusammen den Raum, in dem sich die Interpretation der Welt, der deutschen Gesellschaften und des biografisch-historischen Ereignisses 'Ravensbrück' herausbildete und das soziale und politische Handeln motivierte und orientierte.
Henning Fischer studierte vor dem Beginn der von Prof. Dr. Wildt betreuten Dissertation Geschichts- und Politikwissenschaften und 'Geschichte und Gesellschaft Südasiens' an der Humboldt-Universität. Seine weiteren Interessen gelten der kritischen Geschichtstheorie und der Herstellung von Vergangenheitsbildern und Konsens durch nationale Identität. Zuletzt Mitherausgeberschaft von „Zwischen Ignoranz und Inszenierung. Die Bedeutung von Mythos und Geschichte für die Gegenwart der Nation“ im Verlag Westfälisches Dampfboot (http://www.dampfboot-verlag.de/buecher/897-0.html). Er ist über das Institut per E-Mail zu erreichen.