Abgeschlossene Dissertation: Gewalt und Erinnerung im ländlichen Raum: Die deutsche Bevölkerung und die Todesmärsche (Martin Clemens Winter)
Die Dissertation untersucht kleine Gemeinden in Deutschland, durch die im Frühjahr 1945 Evakuierungstransporte aus den nationalsozialistischen Konzentrationslagern geführt wurden. Die drei Ebenen der Analyse sind hierbei Handlung, Ahndung und Erinnerung: Zunächst soll rekonstruiert werden, wie sich die Einwohner angesichts der Konfrontation mit diesen Konvois und insbesondere gegenüber geflohenen Gefangenen verhielten.
Den Kern der Untersuchung stellt dabei kollektive Gewalt als soziales Handeln im lokalen Nahbereich dar; in einer dichten Beschreibung werden Gruppenstrukturen und Gewaltdynamiken analysiert. Im zweiten Schritt wird untersucht, wie Todesmarschverbrechen, an denen Einwohner dieser Orte beteiligt waren, geahndet und bestraft wurden. Dabei sollen die Schritte von den ersten Ermittlungen der Alliierten bis zum konkreten Prozessgeschehen nachvollzogen und insbesondere die Zusammenhänge vor Ort in den Blick genommen werden. Zuletzt sind daran anknüpfend die lokalen Formen der kollektiven und individuellen Erinnerung von Interesse. Untersucht werden soll dabei der frühe Umgang mit den Gräbern der Opfer, die Praxis des Gedenkens vor Ort, die Formen der Denkmäler sowie die Interaktionen zwischen externen Erinnerungsakteuren und Gemeindeangehörigen.
Martin Clemens Winter wurde am 17. März für seine Dissertation mit dem Studienpreis des Comité International de Dachau ausgezeichnet.
Presseberichte:
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/31132
Inzwischen als Buch erschienen (siehe: Neuerscheinungen/Publikationen).