Der Steuerstaat im Spannungsfeld von Demokratie und Kapitalismus. Eine Geschichte der öffentlichen Finanzen in der Bundesrepublik Deutschland (1949-1989) (Marc Buggeln)
Bearbeiter: Dr. Marc Buggeln
Politik ist nahezu immer auch Finanzpolitik. Erst Einnahmen ermöglichen es, den Staat zu gestalten. Die eingenommenen Mittel sinnvoll zu verteilen ist eine der Hauptaufgaben staatlichen Handelns. Mit den Entscheidungen wird nicht nur Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft genommen, vielmehr stellen Steuern und Transfers auch die wichtigsten Mittel staatlicher Umverteilung dar. Sie sind seit jeher umstritten und Gegenstand gesellschaftlicher Verteilungskämpfe. Während die Demokratie auf dem Gleichheitsversprechen für die Staatsbürger beruht, erzeugen marktwirtschaftliche Mechanismen permanent Ungleichheit. Steuern und Transfers sind deshalb wichtige Mittel, um eine Balance zwischen diesen widerstrebenden Tendenzen von Demokratie und Kapitalismus zu finden. Meine Arbeit fragt am Beispiel der staatlichen Finanzpolitik danach, wie dieser Ausgleich in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1989 zu erreichen versucht wurde. Die aktuelle Krise hat die Staatsfinanzen in den Mittelpunkt öffentlicher Debatten gerückt. Die wissenschaftlichen Stellungnahmen zur Krise stammen im Wesentlichen von Ökonomen, die quantifizierend mit zumeist tagesaktuellen Zahlen arbeiten. Historische Arbeiten zu den Staatsfinanzen in Deutschland seit 1945 fehlen weitgehend. Insofern schließt das Vorhaben eine eklatante Lücke. Meine Arbeit soll einen Beitrag zur Entzifferung der „Genealogie der Gegenwart“ leisten und eine zeithistorische Forschung zur staatlichen Finanzpolitik in der Bundesrepublik Deutschland anstoßen.
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.