Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus

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Dissertationsprojekt: Professionalisierung und Vernetzung. Berufsfotografinnen im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert (Arbeitstitel) (Anne Vitten)

Bearbeiterin: Anne Vitten

 

„Das photographische Gewerbe ist von Anfang an eigene Wege gegangen. Entgegen der üblichen Entwicklung, bei der lediglich der Mann im Berufe berücksichtigt wurde und die Frau den vom Manne geschaffenen Pfaden folgte, ist in der Photographie zuerst eine regelrechte Ausbildung und ein sachgemäßer Unterricht für die Frau eingeführt worden.“

– Marie Kundt, Direktorin der Photographischen Lehranstalt des Berliner Lette-Vereins, 1912

 

Um sich im ausgehenden 19. Jahrhundert als Fotografin betätigen zu können, gab es für Frauen verschiedene Möglichkeiten: entweder eigneten sie sich entsprechende Fähigkeiten durch das bloße Ausprobieren und/oder über die Lektüre von Handbüchern als Autodidaktinnen an, arbeiteten in Ateliers unter einem meist männlichen Lehrmeister oder sie besuchten eine Ausbildungsstätte – hier gilt die Photographische Lehranstalt des Berliner Lette-Vereins als das erste Institut der betreffenden Art mit rein praktischer Ausrichtung. Im deutschsprachigen Raum konnten Frauen darüber hinaus ab 1905 die Münchner Lehr- und Versuchsanstalt und ab 1908 die „Graphische“ in Wien besuchen.

Die Auseinandersetzung mit der einsetzenden schulischen Ausbildung an der Wende zum 20. Jahrhundert und der Frage, wie fotografisches Wissen zu jener Zeit überhaupt erlernbar war, verblasst häufig neben der Aufarbeitung von Werksbiografien einzelner Protagonistinnen der 1920er und 30er Jahre. Der Lette-Verein in Berlin bildete strukturiert, mit Lehrplänen und Spezifikationen, Klassen von Fotografinnen aus, die das Berufsfeld im Alltag maßgeblich mitgestalteten und für ihre männlichen Kollegen zu Konkurrentinnen avancierten, bis dato aber in der rezenten Fotografieforschung bzw. in der Fotografiehistoriografie häufig einen nicht sichtbaren Teil des Mediums darstellen. Eine Aufarbeitung der Ausbildungssituation und Vernetzung von Berufsfotografinnen bietet jedoch die Möglichkeit, fotografische Berufsbilder, die durch den Lette-Verein geprägt wurden und in denen fast ausschließlich Frauen tätig waren, wieder sichtbar zu machen.

 

Betreuer: Prof. Michael Wildt

Zweitbetreuerin: PD Dr. Annette Vowinckel

 

Kontakt: annevitten@gmail.com