Jan-Martin Zollitsch
- Name
- Jan-Martin Zollitsch
- Status
- wiss. Mitarbeiter, Doktorand
- zollitsch (at) hu-berlin.de
- Einrichtung
- Humboldt-Universität → Präsidium → Philosophische Fakultät → Institut für Geschichtswissenschaften → Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts
- Funktion / Sachgebiet
-
wiss. Mitarbeiter, Doktorand
/
19. Jahrhundert - Sitz
- Friedrichstraße 191-193
- Telefon
- (030) 2093-70576
- Postanschrift
- Unter den Linden 6, 10099 Berlin
Promotionsprojekt
Das deutsche Militär und exzessive Gewalt im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71
Das Promotionsprojekt mit dem Arbeitstitel „Das deutsche Militär und exzessive Gewalt im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71“ erörtert die Frage einer spezifischen militärischen Gewaltkultur deutscher – d. h. preußischer, bayerischer, badischer, ... – Soldaten in einem Krieg, der als Ausgangspunkt eines „German way of war“ bezeichnet worden ist. Das Dissertationsvorhaben nimmt sich damit des Desiderats an, die Dimensionen exzessiver – d. h. illegitimer bis kontroverser – Gewalthandlungen des deutschen Militärs in Frankreich 1870/71 neu zu erkunden.
Neben grundlegender empirischer Forschung beabsichtigt das Projekt eine Reihe von Neuperspektivierungen in Bezug auf die gängige historiographische Darstellung des Deutsch-Französischen Krieges. Damit gemeint ist unter anderem eine Abkehr von Sedan- und Paris-zentrierten Narrativen der Kriegsdarstellung. Im Fokus steht stattdessen der ‚kleine Krieg‘ in der Fläche in der Kriegsphase nach Sedan. Damit verbunden ist ein emotionshistorischer Ansatz, der ‚Erbitterung‘ als charakteristische emotionale Disposition deutscher Soldaten nach Sedan begreift und darunter zudem ein veritables Handlungsprogramm der vorgeblich gerechtfertigten, temporären Gewaltentgrenzung versteht. Mit der Feldgendarmerie und der Militärgerichtsbarkeit nimmt das Projekt außerdem zwei Institutionen in den Blick, die in der Forschung bisher nicht berücksichtigt worden sind.
Die skizzierten Schwerpunktsetzungen und Ansätze laufen im Konzept der ‚militärischen Gewaltkultur‘ zusammen. Dieses Konzept unterschlägt dabei nicht die Unterschiede in den Militärkulturen der verbündeten deutschen Armeen (im Plural) im Deutsch-Französischen Krieg, sondern arbeitet diese heraus. Genauso stellt sich aber die Frage nach einer möglichen Vergemeinschaftung im Kriegsverlauf hin zu einer gemeinsamen militärischen Gewaltkultur aufgrund verbindender Kriegs- und Gewalterfahrungen.
Die Resultate des Dissertationsvorhabens sollen nicht nur neue Erkenntnisse zur quantitativen Dimension der exzessiven Gewalt deutscher Soldaten 1870/71 liefern und diese im Hinblick auf zeitliche und räumliche Verdichtungen und Muster darstellbar werden lassen, sondern ebenso neue Anstöße zum Verhältnis von Gewalt, Legitimität und Emotionen bereithalten.
Das Forschungsprojekt ist als Teilprojekt 4 Teil der DFG-Forschungsgruppe „Militärische Gewaltkulturen – Illegitime militärische Gewalt von der Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg“.
- Aktuelle Veröffentlichung: Der Sammelband „When you catch one kill him slowly“. Militärische Gewaltkulturen von der Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg (2024) mit Beiträgen aus der Forschungsgruppe, darunter den Beitrag „‚Der kleine Krieg ist jetzt in vollem Gange.‘ Thesen für eine Neuperspektivierung des Deutsch-Französischen Krieges“, der programmatisch erste Ergebnisse des Promotionsprojekts vorstellt.
Studium
10/2013 bis 05/2020 |
Masterstudium „Moderne Europäische Geschichte“, Humboldt-Universität zu Berlin
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09/2009 bis 03/2013 |
Bachelorstudium „Geschichte“ mit Nebenfach „Politikwissenschaft“, Ludwig-Maximilians-Universität München
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wissenschaftliche Tätigkeiten
seit 01/2022 |
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts (LS 19. Jhd.) am Institut für Geschichtswissenschaften (IfG) der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und Bearbeiter des Forschungsprojekts (= Promotionsprojekt) zur exzessiven Gewalt deutscher Militärangehöriger im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) innerhalb der DFG-Forschungsgruppe „Militärische Gewaltkulturen – Illegitime militärische Gewalt von der Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg“ |
07/2020 bis 09/2021 |
wissenschaftlicher Mitarbeiter (Elternzeitvertretung, 50%-Stelle) HU, IfG, LS 19. Jhd. |
07/2020 |
wiss. Beratung Nachvertonung Spielfilm „Freaks Out“ (IT 2021) |
07/2019 bis 10/2019 |
wissenschaftliche Hilfskraft Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin (bei Dr. Britt Schlünz) |
04/2019 bis 03/2020 |
sonstige wissenschaftliche Hilfskraft Institut für Zeitgeschichte München–Berlin (IfZ), Berlin (bei Dr. Franziska Kuschel) |
01/2017 |
studentische Hilfskraft HU, Theol. Fak., Tagung „Mission und dekoloniale Perspektive“ |
08/2015 |
Neuverzeichnungsprojekt Archiv St. Ludwig, Berlin |
04/2015 bis 05/2020 |
studentische Hilfskraft HU, IfG, LS 19. Jhd. |
02/2015 bis 03/2015 |
Praktikum Deutsches Historisches Institut in Rom |
03/2014 bis 09/2014 |
studentische Hilfskraft HU, IfG, LS 19. Jhd. |
Veröffentlichungen
„Der kleine Krieg ist jetzt in vollem Gange.“ Thesen für eine Neuperspektivierung des Deutsch-Französischen Krieges. In: Birgit Aschmann/Jan C. Behrends/Sönke Neitzel/Christin Pschichholz (Hrsg.), „When you catch one kill him slowly“. Militärische Gewaltkulturen von der Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg. (Krieg und Konflikt, Bd. 23.) Frankfurt am Main 2024, S. 217–246. [Open Access-Publikation; PDF über Verlagsseite zum freien Download] [DOI: 10.12907/978-3-593-45871-7]
Der Golem, der Erdarbeiter und der Landvermesser. Literarische Figurationen von Erdbewegungen und -perspektiven im Kontext des Ersten Weltkriegs. In: KulturPoetik. Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft Bd. 24 (2024) Heft 2 [Themenheft: Kafkas Provinzen], S. 230–256. [DOI: 10.13109/kult.2024.24.2.230]
Perspektiven auf Religion und Sicherheit in der Weimarer Republik. Reorientierungsversuche in der Missionsarbeit. In: Martin Platt (Hrsg.), Auf der Suche nach Sicherheit? Die Weimarer Republik zwischen Sicherheitserwartungen und Verunsicherungsgefühlen. (Weimarer Schriften zur Republik, Bd. 23.) Stuttgart 2024, S. 223–250. [DOI: 10.25162/9783515136907]
Les Francs-tireurs / Les Prussiens en France. Posterausstellung 54. Historikertag Leipzig 2023 [Begleitartikel zum Posterentwurf]. L.I.S.A. (Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung), 17.09.2023.
Der Krieg und ein Ordnungsversuch: Die ersten Verlustlisten 1914. In: Nina Kreibig/Thomas Macho/Moisés Prieto (Hrsg.), Ordnungen des Todes. Von Listen, Statistiken und Dunkelziffern über das Sterben und die Verstorbenen. (Tod und Agency. Interdisziplinäre Studien zum Lebensende, Bd. 1.) Bielefeld 2023, S. 195–213. [DOI: 10.14361/9783839464007-012] [seit Dez. 2024 auch bereitgestellt auf dem edoc-Server der HU: https://doi.org/10.18452/30853]
Von der Weltmission zurück in die Ortsgemeine? Probleme und Perspektiven der Brüdergemeine im Ersten Weltkrieg. In: Unitas Fratrum. Zeitschrift für Geschichte und Gegenwartsfragen der Brüdergemeine 81 (2022 [ausgegeben: 2023]), S. 355–390.
‚Tod und Krise‘ im Ersten Weltkrieg. In: Anja Maria Hamann/Nina Kreibig/Katja Martin (Hrsg.), Tod und Krise. Totenfürsorge und Bestattungspraktiken im langen 19. Jahrhundert. Potsdam 2021, S. 222–248. [Verlagsinfo und Leseprobe]
Tra Mussolini e Hitler. Le ambivalenze del Widerstand nei casi di Franz Lipp e Werner von der Schulenburg. In: Tedeschi contro Hitler? La società tedesca tra nazionalsocialismo e Widerstand. A cura di Federico Trocini. Rubbettino Editore, Soveria Mannelli 2021, pp. 49-63. [Verlagsinfo]
Tagungsbericht: Katholische Dunkelräume: Die Kirche und der sexuelle Missbrauch, 08.10.2020 – 09.10.2020 Bonn. H-Soz-Kult, 12.12.2020.
Nixon auf Guam: Versuch einer Darstellung der außenpolitischen Neuausrichtung des 37. Präsidenten der Vereinigten Staaten in „Inselsprüngen“. In: Die junge Mommsen 1 (2019), S. 288–318. [DOI: 10.18452/20173]
(mit Lea Frese-Renner) Tagungsbericht: HT 2018: Momente des Separatismus. Eine Emotionsgeschichte aktueller europäischer Unabhängigkeitsbewegungen: Katalonien, Schottland, Südtirol und Kosovo, 25.09.2018 – 28.09.2018 Münster. H-Soz-Kult, 09.11.2018.
Guam als Archipel? Einführung in die Island Studies. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 32–33/2018 (06.08.2018), S. 41–46. [Online-Fassung] [ganzes Heft]
Tagungsbericht: 100 Jahre Friedensappell Papst Benedikts XV. 'Dès le début', 06.09.2017 – 08.09.2017 Berlin. H-Soz-Kult, 07.10.2017.
Vorträge (Auswahl)
- 11/2024 „Normen im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71)“
Wer hat Angst vor Normativität? 40 Jahre Historische Friedens- und Konfliktforschung (Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung), Köln - 11/2024 „Reorientierung nach innen. Die Neuausrichtung von Missionsarbeit infolge des Ersten Weltkriegs“
Workshop on current research on religion and decolonization (veranstaltet vom Forschungsverbund „The Global Pontificate of Pius XII – Catholicism in a Divided World, 1945-1958“, in Kooperation mit dem LS 19. Jhd.), Berlin - 11/2023 „The ‚small war‘ after Sedan: German soldiers, emotions and excesses of violence (1870/71)“
Histories of Violence in War. Society for the History of War Conference, National Library of Portugal, Lisbon - 11/2023 „‚Erbitterung‘: Eine emotionshistorische Perspektive auf den ‚kleinen Krieg‘ 1870–71“
Gewalt im politischen Raum. Wahrnehmung, Diskurse, Emotionen in Deutschland und Frankreich (19.–21. Jahrhundert). Kolloquium des Deutsch-Französischen Historikerkomitees in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut Paris, Paris - 09/2023 „Das ‚Rasseln der Mitrailleusen‘ und die ‚sensiblen Nerven‘ – der ‚Sound des Krieges‘ 1870/71 und seine Auswirkungen“
Der Sound des Krieges. Interdisziplinäre und interepochale Fachtagung des Arbeitskreises Militärgeschichte (AKM) e.V., Berlin - 09/2023 „Die Emergenz des Franktireurs im ‚kleinen Krieg‘ 1870/71“
62. Internationale Tagung für Militärgeschichte (ITMG), Dresden - 07/2023 „Nach Sedan: Die Entgrenzung des Krieges und seine Einhegung 1870/71“
Forschungskolloquium 19. Jahrhundert (Universität Tübingen, Prof. Dr. Ewald Frie) - 05/2023 „Nach Sedan: Deutsche Gewalt im ‚kleinen Krieg‘ 1870/71“
Forschungskolloquium zur Neueren Geschichte (FU Berlin, Prof. Dr. Oliver Janz) - 04/2023 „Ein ‚kleiner Krieg‘ ohne ‚große Emotionen‘? Emotionshistorische Perspektiven auf den Franktireurkrieg 1870/71“
Workshop ‚Emotionen im Krieg – Krieg der Emotionen‘, LFF-Forschungsgruppe ‚Gewalt-Zeiten‘, Universität Hamburg - 01/2023 „Bürokratie und Emotionen: Zwei Perspektiven auf die Gewaltkultur deutscher Soldaten im Franktireurkrieg 1870/71“
Gemeinsames Forschungskolloquium/Oberseminar Humboldt-Universität zu Berlin/Universität Tübingen (PD Dr. Johannes Großmann/PD Dr. Malte König) - 11/2022 „Eine spezifische militärische Gewaltkultur? Feldgendarmerie im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71“
Forschungskolloquium zur Europäischen Geschichte (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas, PD Dr. Jens Späth) - 09/2021 „Sicherheit und Religion in der Weimarer Republik“
Auf der Suche nach Sicherheit, Tagung der Forschungsstelle Weimarer Republik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena - 06/2020 „Guam archipelagic: perspectives on (dis)locating an island“
1st Global Island Studies Webinar, International Small Islands Studies Association (ISISA) - 10/2019 „Unearthing the Erdarbeiter: on the spatial dimensions of a literary trope“
Judaism and Jewish Studies in the Modern World: The Student Voice. 8th International Student Workshop: Jewish Spaces, Univerzita Palackého v Olomouci - 06/2019 „The Guam Archipelago: Rethinking the Island as an Archipelagic Constellation“
5th Global History Student Conference, Berlin - 03/2019 „Von Idealisierung und Abnutzung – Zum Umgang mit toten Soldaten im Ersten Weltkrieg“
Tod und Krise. Ein Studierendensymposium der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft und des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, Berlin - 11/2018 „Franz Lipp (1855–1937) und Werner von der Schulenburg (1881–1958) zwischen Deutschland und Italien, Nationalsozialismus und Faschismus, Anpassung und Widerstand“
La società tedesca tra nazionalsocialismo e Widerstand, Istituto di studi storici Gaetano Salvemini, Turin - 11/2018 „Religiöses Leben und Lernen in Krieg und Nachkriegszeit. Die Herrnhuter Brüdergemeine, die Schönstattbewegung und der lange Weg aus dem Ersten Weltkrieg“
Schwerter Arbeitskreis Katholizismusforschung, 32. Jahrestagung, Katholische Akademie Schwerte - 11/2018 „The young religious of Herrnhut and Schoenstatt – (Trans-)national reorientation in the ‘long aftermath’ of the First World War“
The effects of World War I on the Christian Churches in Europe (1918-1925), Research Network on Christian Churches, Culture and Society in Contemporary Europe (CCSCE) and KADOC-KU Leuven, Rom
Lehre
- Sommersemester 2021: „Was nun?“ (1918) (Religiöse) Reorientierungen nach dem Weltkrieg (Übung)
- Wintersemester 2020/21: „Blutig und besudelt der liebe Gott“ – Religion im Ersten Weltkrieg (Seminar)
Mitgliedschaften (Auswahl)
- seit 2023 Arbeitskreis Militärgeschichte e. V.
- seit 2023 Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e. V.
- seit 2021 Förderverein des Instituts für Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin e. V. (als Beisitzer verantwortlich für die Organisation des Droysen-Cup)
- seit 2018 Archiv im Böhmischen Dorf e. V., Berlin
- seit 2015 Arbeitsgemeinschaft für die Neueste Geschichte Italiens