Albrecht Spranger: Theodor Zlocisti. Die multiplen Zugehörigkeiten eines Zionisten (abgeschlossen)
Die Dissertation widmet sich erstmals der Biografie des deutschen Zionisten Theodor Zlocisti (1874–1943). Dessen Lebenslauf scheint auf den ersten Blick geradlinig verlaufen zu sein: ein junger Jude, der Zionist wird und aus dem antisemitischen Europa nach Palästina auswandert. Doch diese teleologische Linie trügt und verdeckt die Widersprüche und Eigenheiten, die Zlocistis Leben kennzeichneten. Die Arbeit nähert sich der Person Zlocisti deshalb über die Auseinandersetzung mit den multiplen Zugehörigkeiten deutscher Zionisten. Sie gibt damit Aufschluss über die Konfliktlinien innerhalb des deutschen Judentums, zwischen Juden und der deutschen Gesellschaft sowie der deutsch-jüdischen Emigranten zur entstehenden israelischen Gesellschaft. Dabei knüpft die Biografie an Forschungen in den Jüdischen Studien und den Geschichtswissenschaften an, die den deutschen Zionismus als Teil der der deutschen Geschichte interpretieren. Indem Zlocistis Leben in Palästina miteinbezogen wird, findet diese Perspektive zudem erstmals auf transnationaler Ebene Anwendung. Das Konzept der multiplen Zugehörigkeiten nimmt zugleich Bezug auf Debatten der Migrationssoziologie und kultureller Identitätsdiskurse. Mit Hilfe dieser methodischen Herangehensweise erzählt die Arbeit keine geglättete, lineare Geschichte des Zionismus, sondern eine der Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten.