Wintersemester 2024/25
Prof. Dr. Birgit Aschmann
Durchbruch der Moderne. Eine Einführung in die Geschichte des 19. Jahrhunderts
Vorlesung (51404) Montags, 10–12 Uhr UdL 6, Hörsaal 3035 (Weierstraßsaal) Beginn: 21.10.2024 |
Das 19. Jahrhundert ist ein Schlüsseljahrhundert der Moderne. Die Suche nach den Ursprüngen der „modernen Welt“ führt immer wieder ins 19. Jahrhundert zurück. Darüber hinaus lassen sich gerade in der Welt des 21. Jahrhunderts irritierend viele Parallelen zum 19. Jahrhundert ausmachen. All dies macht es sinnvoll, das Jahrhundert neu in den Blick zu nehmen. Die Vorlesung lotet anhand unterschiedlicher Themen und Methoden das Spezifische dieses Schlüsseljahrhunderts aus. Was genau ist das Besondere an dieser Epoche? Inwiefern brauchen wir das 19. Jahrhundert, um unsere Gegenwart zu verstehen? Dabei wird neben der inhaltlichen Kompetenz auch Methodenkompetenz vermittelt. So geht es um die Rolle von Revolutionen und Emotionen, Monarchie und Liberalismus, Religion und Attentaten, Geschlechterverhältnissen, Geschichtsschreibung, Krieg und umwelthistorische Zusammenhänge. Deutlich werden einerseits Kontinuitätslinien, so dass viele Erscheinungen (wie die Demokratie oder Emanzipation) der heutigen Zeit nur verständlich werden, wenn man sie zurück bis ins 19. Jahrhundert verfolgt. Zugleich aber gibt es viele Phänomene, die das 19. Jahrhundert als das ganz fremde, andere Säkulum erkennbar werden lassen. Der besondere Reiz des Säkulums liegt dabei nicht zuletzt darin, dass es sich einer einfachen Synthese verweigert: Es bleibt vor allem ein Jahrhundert der Widersprüche. Die Vorlesung möchte dieses komplexe, weichenstellende und widersprüchliche Jahrhundert allen Interessierten vertrauter machen, unter anderem indem immer wieder den Verbindungen und Kontrasten zur Gegenwart nachgespürt wird. |
Forschungskolloquium zur Europäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts
FK (51485) Montags, 16–18 Uhr Friedrichstraße 191, Raum 5008 Beginn: 21.10.2024 |
Im Kolloquium stellen jüngere und erfahrene Wissenschaftler:innen ihre aktuellen oder gerade beendeten Forschungsvorhaben vor. Die Teilnehmer:innen lernen auf diese Weise erstens gegenwärtige Trends in der Forschungslandschaft kennen. Ein Schwerpunkt liegt in diesem Semester auf der Frage, wie in zeitgenössischen Forschungen das Thema „Natur“ behandelt wird. So wird u.a. über Sexualität und Körperkult im 19. Jahrhundert, die Naturheilkunde und Krisen im Weinberg, über das Anthropozän, die deutsche Geschichte als Raumgeschichte und eine kommende Ausstellung im DHM zum Thema „Natur“ referiert. Zweitens begegnen den Studierenden dabei Wissenschaftler:innen aus anderen Universitäten, mit denen sie während des Kolloquiums oder anschließend beim geselligen Zusammensitzen ins Gespräch kommen können. So haben Studierende früh Gelegenheit, Netzwerke zu entwickeln. Drittens erhalten Studierende im Kolloquium einen Einblick in die Vortrags- und Diskussionskultur des Faches und lernen, sich aktiv an wissenschaftlichen Debatten zu beteiligen. Sie sollen üben, die Konzeptionen wissenschaftlicher Beiträge zu prüfen und die Argumentationen nach Plausibilität zu befragen. Schließlich will auch das „richtige“ Fragen im Anschluss an Vorträge gelernt sein. Die Auseinandersetzung mit den Forschungen erfahrener Historiker:innen hilft viertens Studierenden bei der Vorbereitung der eigenen Abschlussarbeit. Um die studentischen Abschlussarbeiten zu würdigen, wird es am Ende des Semesters eine eigene Blockveranstaltung geben. Hier können Studierende ihre Konzepte für die Bachelor- oder Masterarbeit vorstellen und mit den Teilnehmer:innen des Kolloquiums diskutieren. Als Referent:innen werden erwartet: Veronika Settele, Anja Maria Hamann, Theo Jung, Ute Frevert, Heinrich Detering, Lucian Hölscher, Teresa Schenk, Julia Voss/Dorlis Blume, Paul Nolte, Janis Nalbadidacis, Christoph Bernhardt, Johannes Bosch, Jan-Martin Zollitsch Eingeladen zum Kolloquium sind alle, die Spaß daran haben, die Forschungslandschaft zum 19. (und 20.) Jahrhundert besser kennenzulernen.
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Exkursion nach Dresden: Natura sanat? Erinnerungsorte der Romantik und der Lebensreform
Exkursion (51610) Do, 05. – Fr., 06.12.2024
Vorbereitungstreffen: Mo, 21.10., 18–20 Uhr Friedrichstraße 191, Raum 5008
Mi, 04.12., 18–20 Uhr Friedrichstraße 191, Raum 5028
Nachbereitungstreffen: TBA |
Dresden war ein Ort, der nicht nur von der Industrialisierung besonders geprägt war, sondern auch von Gegenentwürfen, die sich der Natur zuwandten. Sowohl die Romantik zu Beginn des 19. Jahrhunderts als auch die Lebensreform an der Wende zum 20. Jahrhundert waren hier verankert. Die Exkursion wird Museen bzw. Erinnerungsorte aufsuchen, die mit diesen wirkmächtigen Bewegungen verbunden sind. Das Highlight wird ein Besuch der Caspar David Friedrich-Ausstellung im Dresdner Albertinum mit Kuratorenführung. Darüber hinaus besichtigen wir das alte Areal des Lahmann-Sanatoriums auf dem Weißen Hirsch und lassen uns die ehemalige Gartenstadtsiedlung Hellerau zeigen. Das „Lernen am anderen Ort“ ermöglicht erstens eine zeitlich begrenzte, aber sehr intensive Auseinandersetzung mit der Frage, warum und inwiefern der „Natur“ am Anfang und Ende des 19. Jahrhunderts eine besondere Bedeutung zugeschrieben wurde. Dabei sollen Studierende zweitens Gelegenheit bekommen, auch über die Gegenwartsrelevanz der Thematik nachzudenken. Drittens ist es das ausdrückliche Ziel von Exkursionen, Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich untereinander besser kennenzulernen. Zur inhaltlichen Vorbereitung treffen wir uns am 04.12., 18:00–20:00 Uhr. Wir reisen am 05.12. morgens mit dem Zug nach Dresden, übernachten im dortigen B&B und kommen abends am 06.12. nach Berlin zurück. Im Anschluss an die Exkursion wird es ein Nachbereitungstreffen geben. Die Plätze sind begrenzt. Die Reisekosten: 50,- Euro Selbstbeteiligung. Wer Interesse hat, möge am 21.10., 18:00 Uhr zum Vorbereitungstermin (Raum 5008) kommen und sich zudem im Sekretariat des Lehrstuhls anmelden: natalie.stasiewicz@hu-berlin.de |
Mastereinführungskurs: Vom Leben mit der Natur.
Eine Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte der Lebensreform am Ende des 19. Jahrhunderts
Einführungskurs (51605) Propädeutikum: Dienstags, 12–14 Uhr Friedrichstraße 191, Raum 4031 Beginn: 15.10.2024
Blockseminar: 29. und 30.11.2024, 10–20 Uhr Friedrichstraße 191, Raum 5009
17. und 18.01.2025, 10–20 Uhr Friedrichstraße 191, Raum 5009 |
Dieser Kurs richtet sich an alle diejenigen, die zum Wintersemester ein Masterstudium Geschichte beginnen, ohne zuvor einen historischen BA-Abschluss erworben zu haben. Daher ist der Kurs grundsätzlich so aufgebaut, dass einerseits die wichtigsten Grundlagen vermittelt werden, deren Kenntnisse für das Geschichtsstudium unabdingbar sind. Dieses Propädeutikum findet regelmäßig dienstags statt und führt in die Geschichte des Faches, zentrale Fragen, Methoden und Zugangsweisen ein. Diese Veranstaltung wird andererseits ergänzt durch ein in zwei Blöcke geteiltes Seminar, in dem das erworbene Wissen gleich praktisch angewandt werden kann. Inhaltlich geht es dabei um die Lebensreform. Wenn heutige Klimaaktivisten eine politische Kurswende fordern, Intellektuelle zu einem naturbezogenen Umdenken auffordern und Esoteriker zum Waldbaden einladen, dann hat das eine lange Vorgeschichte. Zudem haben Appelle, „zurück zur Natur“ zu finden, nicht nur ökologische, sondern auch politische, soziale und kulturgeschichtliche Dimensionen. Diese Zusammenhänge werden durch einen Blick in die Vergangenheit noch klarer. Einen Höhepunkt hatte die Hinwendung zur Natur um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in der sogenannten Lebensreform. Die Vertreter dieser Bewegung suchten angesichts der Verwerfungen, mit denen die Hochindustrialisierung einherzugehen schien, nach alternativen Lebens-, Denk- und Verhaltensmustern. In den Konflikten um das „richtige“ Verhalten spiegelten sich Auseinandersetzungen um politische und soziale Leitvorstellungen. Insofern soll die Lebensreform als Sonde fungieren, um zentralen Fragen und Konfliktlinien der damaligen Gesellschaft nachzugehen. Zur Vorbereitung des ersten Blockes werden bis Ende November eigenständig Texte gelesen und exzerpiert. Über diese Texte wird in einer ersten Blocksitzung am 29./30.11.2024 ausführlich diskutiert werden. Nachdem auf diese Weise ein hinreichendes Wissen sichergestellt ist, werden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der zweiten Phase des Semesters in Gruppen mit kleinen empirischen Studien auseinandersetzen, die sie in den Blocksitzungen am 17./18. Januar 2025 vorstellen. Auf der Grundlage dieser Referate werden dann die Hausarbeiten geschrieben. Obligatorisch ist es, sich diese Termine für das Seminar freizuhalten und an den Blocksitzungen vollständig teilzunehmen. |
Dr. Alina Potempa
Von Geistern, Päpsten und Opium. Religion und Spiritualität im 19. Jahrhundert
Einführungskurs (51601) Dienstags, 10–12 Uhr Dorotheenstraße 24, Raum 1.405 Beginn: 15.10.2024 |
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Teresa Schenk, M. A.
Kreuzberger Ansichten vor 1945. Praxiskurs Paläografie
Übung (51456) Donnerstags, 16–18 Uhr Friedrichstraße 191, Raum 4031 Beginn: 17.10.2024 |
Für die historiografische Arbeit mit Quellen des 19. und 20. Jahrhunderts sind paläografischen Kenntnisse unerlässlich. Ziel der Übung ist eine praktische Vermittlung der Lesefähigkeit handschriftlicher Texte (Kurrent, Sütterlin). Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum statt. Das FHXB Museum erfasst und digitalisiert derzeit die „Sammlung Peter Plewka“, bestehend aus etwa 5.600 historischen Ansichten Kreuzbergs von 1890 bis 1945. Noch in diesem Jahr sollen die Ansichtskarten über die Plattform „museum digital“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dieser außergewöhnliche lokalgeschichtliche Bestand bietet den Ausgangspunkt, um das Forschungspotential der Ansichtskarte als ein massenproduziertes Medium der Alltagskommunikation ebenso wie Sammlungsobjekt zu ergründen. Am Beispiel der „Kreuzberger Ansichten“ werden die Studierenden ihre Transkriptionsfähigkeit einüben. Zudem ist ein Besuch der ab Oktober 2024 eröffneten Ausstellung zur „Sammlung Peter Plewka“ im FHXB Museum vorgesehen. |