Jörg Christöphler
Jörg Christöphler
Promoviert am Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik der Humboldt-Universität zu Berlin
Tourismusdirektor Rothenburg ob der Tauber und Lehrbeauftragter am Campus M21 in Nürnberg
E-mail: joerg.christoephler@rothenburg.de
→Kurz-Vita
→Projektbeschreibung
→Allgemeine Interessensschwerpunkte
→Publikationen
Kurz-Vita
geboren 1961 |
in Bielefeld / NRW |
|
Studium der Geschichtswissenschaft, Literaturwissenschaft und Philosophie in Bielefeld (M. A.) |
1985 – 1988 |
Studentische Hilfskraft bei Prof. Dr. Dr. mult. h. c. Reinhart Koselleck im Arbeitskreis für Moderne Sozialgeschichte, Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Heidelberg |
1992 – 2001 |
in Köln und München im Verlagswesen tätig (DuMont, Zabert Sandmann, Bruckmann) |
1999 |
Lehrauftrag an der Universität Bochum (SoSe 1999, „Berufsfelder für Historiker“) |
2001 – 2004 |
Bereichsleiter Marketing, Tourismus und Event Sächsisches Staatsweingut GmbH, Radebeul |
2004 – 2011 |
Gründungs- und Alleingeschäftsführer Ammergauer Alpen GmbH, Oberammergau |
seit 2011 |
Tourismusdirektor Rothenburg ob der Tauber |
seit 2012 |
Lehrauftrag am Campus M21 in Nürnberg |
August 2014 |
Promotion am Institut für Geschichtswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Thema: Die Anschauung der Geschichte. Geschichtstheoretische Reflexionen über Historiographie von der Aufklärung bis zum Historismus. Erstbetreuer: Prof. Dr. Thomas Sandkühler |
Projektbeschreibung Dissertation
Arbeitstitel: Die Anschauung der Geschichte. Geschichtstheoretische Reflexionen über Historiographie von der Aufklärung bis zum Historismus.
Projektskizze:
Das vorgelegte Dissertationsvorhaben versteht sich als ein Beitrag zu einer Poetik der Historiographie. Ausgehend von der Kritik an Hayden White fragt der Verfasser danach, wie der Topos der Anschaulichkeit im 18. Jh. entstanden ist, wie dieser sich von der naiven Spiegelmetapher Lukians absetzt und unterscheidet, wie dieser zum Gestaltungsprinzip des Pragmatismus und der Historischen Schule wurde, um schließlich von J. G. Droysen theoretisch verabschiedet zu werden. Der Verfasser liefert eine Poetik der historiographischen Theorie für die Umbruchszeit von der Aufklärung zum Historismus (1750 – 1860), indem mit dem Topos der Anschaulichkeit eine dominante Konstante aufgezeigt wird, die dazu beigetragen hat, die Historie als Wissenschaft freizusetzen. Die Arbeit weist nach, wie die Probleme der Darstellung in einer Weise reflektiert werden, dass sich daraus Sachfragen der Forschung gleichsam von selbst entwickelt haben.
Die Anschaulichkeit historischer Darstellung wurde ‚fragwürdig‘, sobald die Zeitgeschichtsschreibung und die darauf bezogene Augenzeugenschaft ihre traditionelle Vorrangstellung an die Darstellung der ganzen „Weltgeschichte“ abtreten mussten. Die historische Evidenz, ihre spezifische Anschaulichkeit und Einsichtigkeit mussten neu bedacht, und im Hinblick auf die in die Vergangenheit entschwundene‚ Wirklichkeit‘ neu begründet werden. Perspektivierung und Selektion erschlossen neue Sichtweisen, die den naiven Realismus verabschiedeten. Um Quellenlücken zu schließen, bedurfte es der Einbildungskraft und der „Divination“, die eine Erzählung oder Darstellung konsistent machen, zum ‚Kunstwerk‘ werden ließen. Es sind produktions- und rezeptionsästhetische Überlegungen, die die Theorien der Historiographie auf das Einmaligkeitsaxiom, auf das Konzept der Individualität hindrängten. Dann lässt sich eine Geschichte auch veranschaulichen. Auf diese Weise hat sich der Pragmatismus gleichsam selbst überholt und der romantisch-idealistischen Anschauung von Geschichte zugearbeitet. Die Übersichtlichkeit synoptischer Tabellen oder systemischer Zusammenfassungen wird abgelöst von einer immanenten Entelechie, die eine Idee verwirklicht und deshalb zur Anschauung gebracht werden kann: das Anschaulichkeitspostulat wird im Übergang zur Historischen Schule allmählich transponiert. Erst als J. G. Droysen in seiner ‚Historik‘ Forschung und Darstellung trennt, verlieren die Reflexionen zur Darstellung den methodischen Rang und Vorrang, den sie bis dahin beanspruchen durften.
Der hier skizzierte Wandel innerhalb der geschichtstheoretischen Reflexion über Historiographie wird auf einer breiten Quellenbasis von Historiken, Enzyklopädien, Proömien, Zeitschriften und Rezensionen herausgearbeitet, so dass das gesamte Geflecht der innovativen und traditionalen Argumente nachvollziehbar wird. Die Fragestellung bleibt nicht auf Historiker beschränkt, sondern antike, französische und englische Autoren werden herangezogen, um die deutsche „Querelles des Anciens et des Modernes“ in ihrer eigentümlichen Innovationskraft auf den Begriff zu bringen. Des weiteren werden für die Darstellungsdiskussion maßgebliche Texte der zeitgenössischen Poetik und der Schulphilosophie herangezogen, ohne die eine sich im Zeitraum von 1750 bis 1860 entfaltende Geschichtstheorie nicht verstanden werden kann.
Die Arbeit endet mit einem Resümee der für eine anschauliche Geschichtsdarstellung maßgeblichen Stilmittel wie Individualisierung, Dramatisierung und Anekdotisierung und fragt schließlich danach, welchen Stellenwert eine aus den Quellen hermeneutisch hergeleitete Poetik der Historiographie im 20. und 21. Jh. angesichts zahlreicher „Turns“ (linguistic, cultural, iconic turn) beanspruchen darf.
Erstbetreuer: Prof. Dr. Thomas Sandkühler (Lehrstuhl für Fachdidaktik Geschichte)
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Michael Jeismann
Allgemeine Interessensschwerpunkte
- Bild und Geschichte
- Storytelling und Geschichtsmarketing
- Tourismus und Geschichte
Publikationen
- Christöphler, Jörg/Dippel, Andrea: Die Anschaulichkeit der Geschichte in Historiographie und Malerei – eine Skizze, in: Zukunft der Geschichte. Historisches Denken an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, hrsg. v. Stefan Jordan, Berlin 2000, S. 123-143
- Christöphler, Jörg: „Anschaulichkeit“, in: Lexikon Geschichtswissenschaften, hrsg. v. Stefan Jordan,Stuttgart 2002, S. 31-33
- Christöphler, Jörg/Wild, Gerhard: Die vollintegrierte Destinationsorganisation Ammergauer Alpen GmbH – eine Innovation, die Innovationen auf den Weg bringt, in: Jahrbuch für Fremdenverkehr 2010, hrsg. v. dwif e. V., München 2011, S. 83-90