Neuer Aufsatz von Matthias Pohlig: „The uses and utility of intelligence. The case of the British Government during the War of the Spanish Succession“
Üblicherweise geht die Geheimdienstforschung davon aus, dass Organisationen der Informationsgewinnung in der Hauptsache Informationen für die Entscheidungsfindung zur Verfügung stellen und das von ihnen produzierte Wissen daher unmittelbar nützlich sei. Gestützt auf die Erkenntnisse der Organisationssoziologie hinterfragt ein neuer Aufsatz von Matthias Pohlig am Beispiel der englischen Informationsgewinnung während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714) diese Annahme einer direkten Verbindung zwischen Informationssammlung und politischer Entscheidungsfindung. Im England des 18. Jahrhunderts besaß Informationsgewinnung andere, häufig stärker symbolische Funktionen, etwa indem Zugang zu privilegiertem Wissen genutzt wurde, um individuelle Akteure zu legitimieren. Auch in diesem Sinne war Informationsgewinnung zweifelsohne nützlich, aber auf andere Weise als in der Theorie der Geheimdienstforschung meist postuliert wird. Diese Beobachtung deuten auf eine „missing dimension“ in der Geschichte der Informationsgewinnung in anderen Epochen ebenso wie im theoretischen Fundament der Geheimdienstforschung insgesamt hin.
Der Aufsatz ist im Journal of Intelligence History erschienen und dank der Unterstützung des Open Access Publikationsfonds der Humboldt-Universität zu Berlin als Open Access verfügbar. Den Volltext des Aufsatzes finden Sie hier.