Aktuelle Publikationen
Neue Monographie von Dorothea Weltecke: "Die drei Ringe. Warum die Religionen erst im Mittelalter entstanden sind"
Dorothea Weltecke:
Die drei Ringe. Warum die Religionen erst im Mittelalter entstanden sind, München: C.H.Beck 2024.
Das Grab des Propheten Ezechiel in der Nähe von Bagdad war im Mittelalter Ziel von jüdischen, muslimischen und christlichen Pilgern. An diesem und vielen anderen Beispielen zeigt Dorothea Weltecke anschaulich, wie intensiv sich die Glaubensgemeinschaften austauschten. Gemeinsam bauten sie eine neue kulturelle Landschaft. Dass ihre Traditionen miteinander verwandt waren, wussten Juden, Christen und Muslime im Mittelalter. In der Parabel von den drei Ringen streiten die Brüder jedoch über das Erbe, das sie von ihrem gemeinsamen Vater bekommen haben. Problematisch für das Verhältnis der Glaubensgemeinschaften zueinander wurden im Mittelalter nicht ihre Wahrheitsansprüche, sondern neue rechtliche Unterscheidungen zwischen Gläubigen, nur Geduldeten und Nichtgeduldeten. Die Theorien und die Gewalt, mit denen diese Ungleichheit fortlaufend begründet und aufrechterhalten wurde, militarisierten die Grenzen zwischen den Glaubenstraditionen. Damit legt das Buch eindrucksvoll eine Schicht der Religionsgeschichte frei, die vom Lavastrom der Polemik verschüttet wurde.
Die Historikerin Dorothea Weltecke zeigt, dass ihre konfliktreiche und dennoch gemeinsame Geschichte in dem großen Raum zwischen Atlantik, Nil und Indus überhaupt erst die exklusiven «Religionen» hervorgebracht hat.
Reihe: Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung
Umfang/Format: 608 Seiten, mit 28 Abbildungen und 4 Karten
Erscheinungsdatum: 11. Juli 2024
ISBN: 978-3-406-81192-0
Helmrath, Johannes | Woelki, Thomas (Hg.) - Acta Cusana: Band III, Lieferung 2
Helmrath, Johannes | Woelki, Thomas (Hg.):
Acta Cusana: Band III, Lieferung 1. 1460 Januar – Dezember; Hamburg: Felix Meiner 2023.
Bruneck 1460. Das Leben des Nikolaus von Kues (und mithin die Acta Cusana) erleben nun ihren dramatischen Höhepunkt. Zum Osterfest wurde der Kardinal in seiner Stadt Bruneck überfallen, ausgeraubt, für einige Tage gefangen gehalten und zu demütigenden Verträgen gezwungen. Täter war der mächtige Herzog
Sigismund von Österreich, der als Graf von Tirol die Landeshoheit über das Bistum Brixen beanspruchte. Der Papst reagierte auf diesen Angriff auf einen
Kardinal mit Bann und Interdikt. Der regionale Konflikt zwischen dem Bischof und seinem weltlichen Nachbarn wurde nun vollends zu einer europäischen
Affäre, ausgetragen in juristischen Prozessschriften, aus denen monströse publizistische Streitschriften erwuchsen. Sie liefern Einblicke in grundsätzliche und
noch bis in die Reformationszeit nachhallende Debatten um das Wesen spätmittelalterlicher Landesherrschaften, das Verhältnis von weltlicher und geistlicher
Gewalt, die Rechtmäßigkeit und Wirkung von Kirchenstrafen sowie die Rolle von Papst und Konzil in der Kirchenverfassung. Humanistische Invektivpolemik
verdrängte kanonistische Dialektik und wies voraus auf die politische Kultur der frühen Neuzeit.
Reihe: Acta Cusana. Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues
Bandnummer: III, 2
Umfang/Format: VIII, 372 Seiten
Erscheinungsdatum: März 2023
ISBN: 978-3-7873-4321-8
Woelki, Thomas | Helmrath, Johannes (Hg.) - Landesherrschaft und Kirchenreform im 15. Jahrhundert. Studien zum zweiten Band der Acta Cusana
Woelki, Thomas | Helmrath, Johannes (Hg.):
Landesherrschaft und Kirchenreform im 15. Jahrhundert. Studien zum zweiten Band der Acta Cusana; Hamburg: Felix Meiner 2023.
Die »Acta Cusana« gehören zu den profiliertesten Editionswerken zur spätmittelalterlichen Geschichte. Der kürzlich abgeschlossene zweite Band dokumentiert die Lebensgeschichte des großen Philosophen und Kirchenpolitikers Nikolaus von Kues in den Jahren 1452 bis 1458, in denen er als residierender Bischof der Diözese Brixen wirkte.
Die in diesem Band versammelten 16 Beiträge bieten ausgehend von dem in Band II vorliegenden breiten Quellenmaterial modellhafte Einzelstudien zu verschiedenen Aspekten der Brixner wie der spätmittelalterlichen Lebenswelt überhaupt, ihrer Überlieferung und kommunikativen Praxis. In ihnen werden exemplarisch Möglichkeiten und Grenzen spätmittelalterlicher Reforminitiativen ebenso aufgewiesen wie Herausforderungen und Techniken der Herrschaftsorganisation geistlicher Territorien sowie die politische Kultur und die Bildungsstandards der Zeit.
Mit diesem Band werden die »Beihefte zu den Acta Cusana« eröffnet, die monographischen Studien und Sammelbänden zu den vielfältigen durch die Acta Cusana erschlossenen Kontexten Platz bieten werden.
Reihe: Beihefte zu den Acta Cusana
Bandnummer: 1
Umfang/Format: 511 Seiten
Erscheinungsdatum: Februar 2023
ISBN: 978-3-7873-4323-2
Weltecke, Dorothea et al. - Damast – A Research System to Analyze Multi-Religious Constellations in the Islamicate World
Weltecke, Dorothea, Steffen Koch, Ralph Barczok, Max Franke, Florian Jäckel, and Bernd A. Vest:
Damast – A Research System to Analyze Multi-Religious Constellations in the Islamicate World
Damast provides an interactive visualization to gain new insights into the multi‑religious constellations of the Middle East from the 7th to the 14th century. More than 8300 pieces of evidence from different religious communities from more than 440 places have been examined and are now accessible as a geo-temporal multi-view research system.
During the Medieval centuries, Muslim-dominated societies tolerated specific groups of Non-Muslims (especially Jews and Christians). In the new world that slowly emerged after the Arab conquests, Muslims accepted these groups on the basis of the idea of a contract of surrender that offered military protection in exchange for loyalty and a lower status, the so-called dhimmi status. This social system provided the framework for pragmatic cooperation and for religious diversity in the Medieval Islamicate world, albeit on unequal terms. Thus, in the many cities of the Islamicate world, diverse Muslim strands as well as different churches of Eastern Christianity and Jewish traditions were living side by side. Together, these religious groups formed the intricate fabric of everyday life and culture resembling the tissue of damask that displays different dominant colors depending on the perspective of the viewer. Damask (in German Damast), thus, is a symbol of this shared world and is our symbol of this research system.
The diachronic and synchronic complexity of this fabric is still understudied. Basic knowledge about the exact distribution and even the very existence of religious groups in many places is still lacking. Also, there is no synthesis of the wealth of existing research data on communities, on historical change or on geographical places.
Damast is the first synthesis of pertinent and approved research data and offers the integrated analysis of different religious traditions and their coexistence. Thus, traditional historiographical methods of heuristics and qualitative source analysis are being enhanced by embedding them into a new approach with visual analytics. At the same time, Damast boosted methods of visual analytics and information visualization.
Jäckel, Florian - „Wenn wir sagen, dass der Tropfen Mensch wird“ – Vorstellungen ungeborenen Lebens bei Bar ʿEbrāyā (1226–1286 n. Chr.) (Dissertation)
Jäckel, Florian:
„Wenn wir sagen, dass der Tropfen Mensch wird“ – Vorstellungen ungeborenen Lebens bei Bar ʿEbrāyā (1226–1286 n. Chr.); Baden-Baden: Ergon 2022.
Vorstellungen des Ungeborenen finden sich seit der Antike in medizinischen, philosophischen und theologischen Texten. Die bisherige Forschung untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Vorstellungen in verschiedenen gelehrten und religiösen Kontexten, weist allerdings für die syrisch-christliche Literatur eine Leerstelle auf. Dieses Buch stellt einen grundlegenden Beitrag zum Schließen dieser Lücke und zur transkulturellen Philosophiegeschichte dar. Es untersucht mehrere wichtige Werke des bedeutenden Universalgelehrten Bar ʿEbrāyā und zeichnet dessen literarische Bearbeitung griechisch-philosophischer, christlicher und islamischer Vorlagen zu einer eigenständigen „embryologischen Synthese“ nach.
Reihe: Recht, Ethik und Gesellschaft im Vorderen Orient | Law, Ethics and Society in the Middle East
Bandnummer: 2
Umfang/Format: 417 Seiten
Erscheinungsdatum: Juni 2022
ISBN: 978-3-95650-926-1 (print), 978-3-95650-927-8 (pdf)
Helmrath, Johannes | Woelki, Thomas (Hg.) - Acta Cusana: Band III, Lieferung 1
Helmrath, Johannes | Woelki, Thomas (Hg.):
Acta Cusana: Band III, Lieferung 1. 1458 Oktober 1 – 1459 Dezember 31; Hamburg: Felix Meiner 2022.
Cusanus kommt nach Rom. Mit diesem Band III 1 beginnen seine ›römischen Jahre‹. Im Herbst 1458 verschob sich der Lebensmittelpunkt des Nikolaus von Kues entscheidend. Aus dem residierenden Ortsbischof, zuletzt als verbitterter Exilant auf Burg Buchenstein im äußersten Winkel des eigenen Bistums, wurde ein einflussreicher, in wichtigen Ämtern aktiver Kurienkardinal. Die geographische und politische Zäsur im Leben des Nikolaus von Kues führt auch zu einem veränderten Charakter der Acta Cusana auf verschiedenen Ebenen: inhaltlich, quellentypisch und auch sprachlich.
Italienische Themen verdrängen zusehends die in Band II dominierenden Tirolensia. Neue Quellentypen treten in den Vordergrund, etwa die abundanten Berichte italienischer Gesandter. Die deutsche Quellensprache tritt nun stärker hinter das Lateinische und auch immer häufiger hinter das Italienische zurück. Die Acta Cusana werden nun noch vielfältiger und präsentieren die Welt des Spätmittelalters aus einem geradezu europäischen Blickwinkel, gipfelnd im Fürstenkongress von Mantua.
Reihe: Acta Cusana. Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues
Bandnummer: III, 1
Umfang/Format: VIII, 231 Seiten
Erscheinungsdatum: Mai 2022
ISBN: 978-3-7873-4141-2
Die verlorene Mitte — Juden und Christen in Frankfurt am Main bis zur Errichtung der Judengasse im Jahr 1460
Weltecke, Dorothea & Christophersen, Jörn Roland (Hrsg.):
Die verlorene Mitte — Juden und Christen in Frankfurt am Main bis zur Errichtung der Judengasse im Jahr 1460. Zusammenfassungen der Vorträge und der Diskussion "Wie erinnern?" der Tagung vom 23. Juni 2021 bis zum 25. Juni 2021 in Frankfurt am Main; Frankfurt/Berlin: 2021.
Kaum etwas erinnert in Frankfurt daran, dass von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts Juden in der Mitte der Stadt siedelten. Zweimal, in den Jahren 1241 und 1348, wurde dabei die jüdische Gemeinde in dieser Zeit völlig ausgelöscht. Dennoch, in diesen Jahrhunderten sah und hörte man einander, waren die Wege in der Stadt ebenso verwoben wie die geschäftlichen Beziehungen. Die Begegnungen waren alltäglich. Jüdische Ärzte versahen als Stadtärzte ihren Dienst im Hospital zum Heiligen Geist. Zentrale jüdische und christliche Gebäude standen nah beieinander. Zwar war Frankfurt weder ein bedeutendes kirchliches noch rabbinisches Zentrum; in dieser Hinsicht war die Stadt das Hinterland von Mainz. Immerhin bündelte sie dennoch einige Funktionen. Mit der Einrichtung der Judengasse wurde diese gemeinsame Mitte zerstört. Eine Konferenz mit internationaler Beteiligung ging diesen Etappen der Frankfurter Geschichte nach.
Die Broschüre kann hier heruntergeladen werden. Gedruckte Exemplare können beim Sekretariat (Frau Bianca Henze) angefragt werden.
Umfang/Format: 79 Seiten
Erscheinungsdatum: 2021
Jäckel, Florian - From the Cradle to the Grave. Demarcating Communities through Baptism and Burial in the Huddāyē of Barhebraeus (d. 1286)
Jäckel, Florian:
From the Cradle to the Grave. Demarcating Communities through Baptism and Burial in the Huddāyē of Barhebraeus (d. 1286); in: Hamsa 7/2021
This paper analyzes the legal text called the Huddāyē composed in Syriac by the Syriac Orthodox polymath Barhebraeus (d. 1286) in regard to stipulations about baptism and burial. Stressing the importance of baptism and burial for the community as rites of passage, it examines what demarcation lines are drawn by Barhebraeus regarding outsiders. In this respect, two types of outsiders must be considered: Christians of other denominations (e.g., East Syrians) and Muslims. The earlier normative texts, which Barhebraeus refers to contain similar communal demarcation lines, but are altered, expanded and redacted by Barhebraeus, thus bringing them into a coherent whole.
Hamsa 7/2021 - Visibility of Religious Difference in Medieval Europe and the Mediterranean
Erscheinungsdatum: 22. Juni 2021
https://journals.openedition.org/hamsa/1034