Humboldt-Universität zu Berlin - Geschichte des Mittelalters in vergleichender Perspektive. Schwerpunkt: Früh- und Hochmittelalter

Sommersemester 2025

Prof. Dr. Barbara Schlieben

Dr. Philipp Winterhager

PD Dr. Tillmann Lohse

Dr. Johannes Eberhardt

Leonard Just, M.A.

Sandra Ghose, M.A.

 

Prof. Dr. Barbara Schlieben

 

Proseminar: Planen, prognostizieren, prophezeien: Zukünfte im Frühmittelalter

Mo. 12.00-14.00 Uhr, FRS 191 R. 4031 - AGNES

Derzeit fällt ein optimistischer Blick in die Zukunft schwerer als noch vor einigen Jahren; auch Aussagen über dieselbe scheinen schwieriger zu werden. Im Seminar diskutieren wir vor diesem Hintergrund, wie im Mittelalter auf die Zukunft geschaut wurde, welche Techniken es gab, um Aussagen über Künftiges zu treffen und wie dies genau geschah.

Ziel des Seminars ist es, aus unterschiedlichen Quellen (Historiographie, Urkunden, Hagiographie, Visionen, Plänen usw.) ein buntes Panorama frühmittelalterlicher Zukünfte zu erarbeiten: Keine der avisierten Zukünfte war alternativlos. Wir werden daher auch diskutieren, wie und warum die Menschen im Frühmittelalter meinten, Zukunft gestalten und planen zu können.

Semesterbegleitend werden in schreibpraktischen Übungen Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens – Argumentieren, Konzipieren, Fragestellungen entwerfen – vertieft. Die Abgabe von schreibpraktischen und lektürebegleitenden Aufgaben ist die Voraussetzung dafür, am Ende des Semesters eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme zu erhalten.

 

Bachelorseminar: Der Teufel und seine Helfer als soziale Personen im Früh- und Hochmittelalter

Fr., 25.04.-23.05., 10.00-12.00 Uhr, FRS 191 R. 4031 - AGNES

Fr., 27.06.: 10.00-18.00 Uhr, FRS 191 R. 4031

Sa., 28.06.: 10.00-18.00 Uhr, FRS 191 R. 4031

Fr., 18.07.: 10.00-14.00 Uhr, FRS 191 R. 4031

Im Mittelalter – und weit darüber hinaus – kommunizierten Menschen nicht nur mit ihresgleichen, sondern auch mit dem Teufel, Dämonen und Geistern. Man sprach sie an (oder wurde von ihnen angesprochen), erwarte eine Reaktion und machte sie so zu einem sozialen Gegenüber. Was auf den ersten Blick seltsam anmutet (um nicht zu sagen: sehr mittelalterlich erscheint), ist uns bei genauerer Betrachtung weniger fremd als es zunächst wirkt. Denn derzeit scheinen die Grenzen des Sozialen zu verschwimmen und wer oder was ein sozialer Akteur ist, mit wem oder was wir kommunizieren, ist heute schwerer zu sagen als noch vor einigen Jahren; man denke an unseren Umgang mit KI.

Vor dem Hintergrund aktueller Debatten werden wir im Seminar quellenah diskutieren, wer auf welche Weise im Früh- und Hochmittelalter mit dem Teufel und seinen Helfern kommunizierte, wie diese zu sozialen Akteuren werden konnten und was dies unter Umständen für eine Sozialgeschichte des Mittelalters bedeuten kann.

Das Seminar ist als Tagung (samt Vor- und Nachbereitung) konzipiert. Die ersten Sitzungen dienen der Erarbeitung eines gemeinsamen Analyserasters; während der Tagung werden einzelne Quellenbeispiele vorgestellt und diskutiert, auf einer Redaktionssitzung erste Entwürfe der Einleitungen besprochen.  

 

Kolloquium zur Geschichte des Mittelalters

(gemeinsam mit Prof. Dr. Dorothea Weltecke)

Mo. 18.00-20.00 Uhr, FRS 191 R. 4026 - AGNES

Das Kolloquium dient der Diskussion aktueller Forschungsprojekte aus dem Bereich der mittelalterlichen Geschichte mit auswärtigen Gästen. Die „Master- und Doktorandenwerkstatt“ (Block Sitzung am 20.06., 12-18 Uhr und am 21.06., 9-18 Uhr) bietet zudem die Gelegenheit, aktuelle Herausforderungen Ihrer eigenen Projekte zu diskutieren. Fortgeschrittene Bachelorstudierende sind zum Kolloquium ebenso willkommen wie Masterkandidat:innen und Doktorand:innen.

Kolloquiumsprogramm folgt in Kürze

 

Dr. Philipp Winterhager

 

Übung: Quellenlektüre zu Wirtschaft und Arbeit im frühen Mittelalter

Mo., 16.00-18.00 Uhr, FRS 191 R. 5008 - AGNES

Die Übung hat das Ziel, Quellentypen kennenzulernen, die für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Frühmittelalters wichtig sind. Es soll vor allem darum gehen, mit diesen Dokumenten (Güterlisten, Urkunden, Rechtstexte, Erzählungen, Verwaltungsdokumente…) vertraut zu werden und die Arbeit mit mittelalterlichen Quellen einzuüben. Dabei wird immer auch gefragt, welche Aussagepotentiale bestimmte Quellentypen für wirtschafts- und sozialgeschichtliche Fragen haben.

Zur Vertrautheit mit den Quellen gehört auch die Kenntnis ihrer Originalsprache. Daher sollen in der Übung neben deutschen Übersetzungen regelmäßig auch lateinische Texte gelesen werden, auch mit einem Blick auf die handschriftliche Überlieferung. Beides kann auch der Vertiefung von Mittelalter-Kenntnissen dienen. Dazu muss man keine Latein-Expertin sein, Grundkenntnisse und (wenn auch geringe) Erfahrungen mit dem Lateinischen oder ggf. anderen romanischen Sprachen sind aber empfehlenswert.

 

Proseminar: Gegner, Partner, Opfer: Das ostfränkische Reich und seine nord- und osteuropäischen Nachbarn im 10./11. Jahrhundert

Di., 10.00-12.00 Uhr, DORO24 R. 1.404 - AGNES

Die Landstriche zwischen Ostsee, Elbe und Donau bildeten im früheren Mittelalter – aus Sicht des zentraleuropäischen ostfränkischen Reichs – eine Grenzzone Europas. Die dort lebenden Slawen waren noch nicht (vollständig) christianisiert, konnten eine militärische Bedrohung, genauso aber auch Handelspartner und Verbündete sein. Ähnliches gilt für Dänemark, wo sich in dieser Zeit allmählich eine stabile Königsherrschaft bildete.

Was bedeutete dieses komplizierte Nachbarschaftsverhältnis für Menschen auf beiden Seiten der Grenzen? Welche Rolle spielten Krieg, Handel und Religion für Kooperation und Konkurrenz zwischen Slawen, Skandinaviern und ihren mitteleuropäischen Nachbarn?

Das Seminar möchte verschiedene Ebenen dieses Verhältnisses untersuchen und darüber in den Blick bekommen, wie vielschichtig „Außenbeziehungen“ im frühen Mittelalter sein konnten. Voraussetzung zum erfolgreichen Absolvieren des Seminars sind die regelmäßige Anwesenheit und die aktive Mitarbeit, die vorbereitende Lektüre von Quellen und Literatur und die Beteiligung an Gruppenaufgaben. Das Seminar wird in angeleiteten Schritten während des Semesters auf die Hausarbeit vorbereiten.

 

 

PD Dr. Tillmann Lohse

 
Proseminar: Philanthropie im lateineuropäischen Mittelalter

Fr., 14.00-16.00 Uhr; MOR 40/41 R. 114 - AGNES

Seit der Antike wird die Bereitstellung privater Mittel für gemeinnützige Zwecke als Ausdruck einer allgemeinen Menschenliebe (“Philanthropie”) gedeutet. Im Rahmen des Seminars beschäftigen wir uns mit den Rahmenbedingungen und Erscheinungsformen philanthropischen Denkens und Handelns zwischen 700 und 1400 n. Chr. Dabei lernen wir charakteristische Merkmale und Entwicklungen der Epoche “Mittelalter” sowie einschlägige Methoden ihrer Erforschung kennen. Die Lehrveranstaltung wird überwiegend online durchgeführt. Die Anwesenheit bei den drei Präsenzterminen (9.5., 13.6., 11.7.) ist obligatorisch.

 

Dr. Johannes Eberhardt

 

Übung: Italienische Münzen des Mittelalters als historische Quellen: Einführung und Bestimmungsübung

Mi., 16.30-18.00 Uhr, Bode-Museum, Münzkabinett - AGNES

Münzen sind eine Form des Geldes und mobile Massenmedien zugleich. Seit über 2.600 Jahren dienen sie der Vereinfachung des Handels/Bezahlens sowie Speicherns und Benennens von Werten. Typologisch weitgehend geschlossen überliefert, zeigen sie ein nahezu vollständiges Bild einer weltweit alltagsprägenden Kulturtechnik.

Italienische Münzen gelten als eine besonders vielseitige Objektgruppe. Geld- und münzgeschichtlich nimmt die Region eine Scharnierpositionen zwischen dem übrigen Europa sowie Asien und Afrika ein. Die komplexe politische Situation Italiens bildet sich in vielfältigen numismatischen Phänomenen ab. Von spätantik-römischen Traditionen, Impulsen aus Byzanz, den islamischen Reichen und Einflüssen des Karolingischen Münzsystems bis hin zu den eigenen, überregional prägenden Impulsen entspannt sich ein weites Panorama der Numismatik Italiens im Mittelalter. So war es nicht zuletzt der Einfluss Italiens, der den Groschen, Gulden, Dukaten und den von der Medaillenkunst der Renaissance inspirierten bildnistragenden Großsilbermünzen (Stichworte: Testoni, Taler und davon abgeleitet Dollar) bis in die Gegenwart zu globaler Bekanntheit verhalf.

Numismatische Objekte bieten als historische Quellen Potenziale und Herausforderungen. Die Münzkunde blickt auf eine über fünfhundertjährige Geschichte zurück, in der eigene Methoden und Hilfsmittel etabliert wurden. Die anwachsende numismatische Literatur und fortschreitende Digitalisierung (Stichwort LOD) setzten Spezialkenntnisse voraus. Zu ihrer Nutzung bedarf es Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in der Lehrveranstaltung anhand konkreter Objekte vermittelt werden sollen.

Die Bestimmungsübung ist zugleich eine Einführung in die mittelalterliche Numismatik am Beispiel Italiens. Dabei werden Münze für Münze Ansprache, Bestimmung, Beschreibung, Kontextualisierung sowie Interpretation geübt und die gängigen analogen wie auch digitalen Hilfsmittel angewandt.

 

 

Leonard Just, M.A.

 

Proseminar: Narrative der Ferne: Zeugnisse der transkulturellen Mobilität im Mittelalter

Do., 16.00-18.00 Uhr, HVPL 5-7 R. 0319-22 - AGNES

Das Seminar bietet eine Einführung in die Globalgeschichte des Mittelalters anhand der Quellengattung der Reiseberichte. Dabei sollen ausgewählte Texte aus der christlich-lateineuropäischen und islamisch-arabischen Welt quellenkritisch untersucht und diskutiert werden. Wie beschrieben die Autoren das ihnen Fremde und Unbekannte und wie charakterisierten sie im Lichte dessen ihre eigene Identität? Was bedeutete es für einen Reisenden, ans ‚Ende seiner Welt‘ zu gehen? Wie wurde solche transkulturelle Mobilität narrativ dargestellt?

Ziel des Seminars ist ein vertieftes Verständnis für die Vielfalt und Verflochtenheit der Welt-, Selbst- und Fremdwahrnehmungen in den verschiedenen Welten des Mittelalters. Im Zuge dessen sollen zentrale Methoden des geschichtswissenschaftlichen Arbeitens eingeübt werden.

Alle Quellen werden in Übersetzung gelesen, Arabisch- oder Lateinkenntnisse sind nicht erforderlich.

 

 

Sandra Ghose, M.A.

 
Proseminar: Zwischen Himmel und Erde. Biographien heiliger Frauen im 13. Jahrhundert

Mi., 16.00-18.00 Uhr, HVPL 5-7 R. 0319-22 - AGNES

Was machte eine mittelalterliche Frau in der lateinisch-christlichen Welt zu einer Heiligen? Welche ihrer Eigenschaften und Handlungen galten als Ausdruck besonderer Nähe zu Gott? In welche unterschiedlichen sozialen Kontexte waren heilige Frauen zu Lebzeiten eingebunden? Über potenzielle Antworten auf diese Fragen werden wir gemeinsam nachdenken und diskutieren – und zwar auf Basis der exemplarischen Lektüre von Lebensbeschreibungen (Viten) weiblicher Heiliger mit einem Fokus auf das 13. Jahrhundert. Gerade diese Heiligenviten lassen sich nicht nur auf theologiegeschichtliche Aspekte hin analysieren, sondern vermitteln auch eine spezifische Form der Frömmigkeit.

Das Proseminar führt in die geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Hagiographie ein – einer für das Mittelalter prominenten und hervorragend erschlossenen Quellengattung, in der mit Hilfe charakteristischer narrativer Strategien vom Leben und Wirken heiliger Menschen berichtet wird. Ziel ist es, fachspezifische Methoden einzuüben und dabei unterschiedliche Dimensionen weiblicher Heiligkeit kennenzulernen sowie die Pluralität von mittelalterlichen Heiligen,typenʻ zu beleuchten. Lateinkenntnisse sind nicht erforderlich, die Bereitschaft zur Lektüre von Quellen und Forschungsliteratur – z. T. auch in englischer Sprache – wird vorausgesetzt.

 

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