4. Februar 2004 Die Geschichtswissenschaften
Referenten: Prof. Dr. Achim Leube (Ur- und Frühgeschichte) und PD Dr. Willi Oberkrome, Uni Freiburg (Geschichte)
Teil 1: Zur Ur- und Frühgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität 1933-1945.
Referent: Prof. Achim Leube (Berlin)
An der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin wurde am 19. Juli 1902 mit der Berufung des Germanisten und Bibliothekars Gustaf Kossinna (1858-1931) zum "planmäßigen außerordentlichen Professor für deutsche Archäologie" die Prähistorie als akademisches Fach in Deutschland etabliert (Grünert 2002). Gustaf Kossinna begründete maßgeblich Struktur und Arbeitsmethoden des neuen Faches. Zugleich verband er diese in unheilvoller Weise mit einer rassisch-"völkischen" und nationalistischen Gedankenwelt und wurde so zu einem "Wegbereiter der nationalsozialistischen Ideologie" (Monographie: "Die deutsche Vorgeschichte eine hervorragend nationale Wissenschaft"). Sein Nachfolger Max Ebert (1879-1929) erhielt zwar eine weitgespannte "Professur für Europäische Vorgeschichte", verstarb aber bereits 1929. Die Neubesetzung verzögerte sich an der Philosophischen Fakultät bis 1934, da das NSDAP-Mitglied und Anhänger der nationalistischen Kossinna-Ideen PD Dr. habil. Hans Reinerth (1900-1990) durch den Reichsminister Dr. Bernhard Rust (1883-1945) eingesetzt wurde. Reinerth erhielt zugleich das Direktorat des am gleichen Tage gegründeten "Institut für Vorgeschichte und Germanische Frühgeschichte" im damaligen Berlin W 35, Matthäikirchplatz 8 (heute:Kulturforum).
Die programmatische Um- und Neugestaltung der Ur- bzw. Vor- und Frühgeschichte im nationalsozialistischen Deutschland formulierte Reinerth in seinem Grundsatzaufsatz vom Juni 1935, den er unter dem Motto "Deutsche Vorgeschichte und ihre Pflege im nationalsozialistischen Staat" in der Zeitschrift "Deutsches Bildungswesen" erschienen ließ. Darin behauptete er, um die Bedeutung dieses Wissenschaftszweiges zu unterstreichen: "Die bedeutendsten Abschnitte der uns arteigenen, kulturellen und politischen Entfaltung liegen ausschließlich v o r dem kurzen Jahrtausend, das wir landläufig der deutschen Geschichte zurechnen ..." und verlangte: "Die Umstellung des Bildungsideals in arteigenem Sinne ist nur möglich unter voller Berücksichtigung unserer herrlichen, frühesten Geschichte".
Die Vorberliner Zeit
Der Tübinger Prähistoriker Hans Reinerth hatte sich "als einfallsreicher und organisatorisch begabter" Prähistoriker bei den vorgeschichtlichen Feuchtboden-Ausgrabungen in Bad Buchau einen guten Namen gemacht (Schöbel 2002, 321 ff.). Die Entwicklung einer modernen Ausgrabungsmethodik und eine effektive Verwertung der archäologischen Funde und Befunde für eine interessierte Öffentlichkeit gehörten u. a. zu den positiven Seiten Reinerths (z. B. Aufbau des Pfahlbaudorfes Unter-Uhldingen seit den späten 20er Jahren des 20. Jahrhunderts). Ein stark entwickelter Ehrgeiz nach seiner Habilitation 1925 (mit 25 Jahren !) und verschiedene berufliche Mißerfolge führten zwischen 1928 und 1932 zu einer persönlichen "Krise und zu einem gewissen Bruch mit der etablierten Wissenschaft" (so Schöbel 2002, 333). Anfang 1928 setzten erste Kontakte zu Alfred Rosenberg (1893-1946) ein. Reinerth trat im Dezember 1931 in die NSDAP und in den "Kampfbund für deutsche Kultur" ein. Ein Jahr später begründete er innerhalb des Kampfbundes die "Fachgruppe für Vorgeschichte" (Pape 2002, 163 ff.).
Die Vorgeschichte oder "deutsche" Vorgeschichte hatte mit dem Machantritt der Nationalsozialisten eine neue und zugleich unwissenschaftliche Wertschätzung erlangt (Bollmus 1970). Hinzu kamen einige führende Funktionäre des NS-Systems, wie Rosenberg, Himmler (1900-1945) und Darrè (1895-1953), die sich persönlich einbrachten und bemühten, hier Führungsfunktionen einzunehmen. Für Reinerths Werdegang wurde nun der Balte Alfred Rosenberg, mit dem er auch das Ideengut Houston Stewart Chamberlains aufsog, bis zum Untergang des "Dritten Reiches" maßgeblich.
Bereits im Juni 1932 publizierte er seine "Neuordnung" der deutschen Vor- und Frühgeschichte in den von Rosenberg betreuten "Nationalsozialistischen Monatsheften". Folgende Ziele hatte er bis 1945 versucht auszubauen:
- die politische und ideologische Gleichschaltung der Fachverbände, Museen und ähnlicher
Einrichtungen,
- die Gründung eines "Reichsinstituts für Vor- und Frühgeschichte"
- die Schaffung neuer Lehrstühle und Denkmalsämter für Vorgeschichte,
- eine engere Zusammenarbeit mit den nordischen Ländern (Schweden und Finland besonders).
- Reduzierung der provinzial-römischen Archäologie zugunsten der "völkischen" bzw. "arteigenen" Prähistorie (vorwiegend in Ost- und Norddeutschland)
Mit diesen Forderungen und Vorstellungen ging zunächst die Masse der deutschen Prähistoriker konform. Erst die von Reinerth bereits im Februar 1933 beginnenden Forderungen, die einerseits seinen egomanen Machteinfluß begründen und ausbauen sollten sowie andererseits durch struktuelle Änderungen (u. a. Auflösung der "Römisch-Germanischen Kommission, Verzicht auf die provinzial-römische und slawische Archäologie) und eines betonten Paradigmenwechsels im Sinne der Thesen Kossinnas und Gobineaus (Betonung des nordisch-rassischen Menschentypus als Kulturbringer, Germanomanie), die zu einer geistigen Verarmung des Faches führen würde, erbrachte unter den Fachprähistorikern eine gewisse Ernüchterung. Ein Umdenken und besonders in Süd- und Westdeutschland (Marburger Schule, Römisch-Germanische Kommission in Frankfurt/M.) der Aufbau einer Gegenposition führte am Ende des "Dritten Reiches" zu einer weitgehenden Isolierung Reinerths.
Im Mittelpunkt seiner Vorhaben im Februar 1933 stand die Gründung eines "Reichsinstituts für Vorgeschichte" mit drei Abteilungen und seine Forderungen einer "Neugestaltung" der deutschen Forschungslandschaft (Bollmus 1970, 163). So verlangte er:
- Überwachung des Lehr- u. Forschungsbetriebes an den Hochschulen des Reiches mit einem Weisungsrecht für die Lehre und Forschung (Abteilung 1: Lehre und Forschung)
- Ausübung des gesetzlich vorgeschriebenen Denkmalschutzes des Reiches (Abteilung 2)
- Vergabe der Richtlinien für alle Staatlichen Museen und vorgeschichtlichen Denkmalsämter (Abteilung 3)
- Auflösung der Römisch-Germanischen Kommission und die Entlassung ihres Direktors Gerhard Bersu (1889-1964)
Am 28. März 1934 erweiterte Reinerth seine Forderungen und verlangte, daß sein Institut auch die Zentralstelle für die vorgeschichtliche Forschung und Lehre auf dem gesamten Reichsgebiet werde. Außenstellen sollten in Athen, Rom, Madrid, Stockholm und Herrmannstadt (Siebenbürgen) entstehen (Bollmus 1970, 166).
Dazu hatten sich die entscheidenden Gegenspieler Reinerths um das von Himmler am 1. Juli 1935 gegründete "Deutsche Ahnenerbe" der SS versammelt (Kater 1997). Zuvor hatte sich bereits im Juni 1934 in Berlin um den Präsidenten des Deutschen Archäologischen Instituts, Theodor Wiegand (1864-1936), um den Museumsdirektor und Honorarprofessor Wilhelm Unverzagt (1892-1971) und den Archäologen Alexander Langsdorff (1898-1946) ein Gegenpol gebildet, wobei Langsdorff der SS mit der Nähe zu Himmler im "Persönlichen Stab" angehörte.
Reinerth gelang es aber zunächst mit allgemeiner Unterstützung den "Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte" unter ihm als "Bundesführer" zu bilden und eine neue Machtposition zu erreichen (Gleichschaltung). Dem "Reichsbund" schlossen sich mehr oder weniger die deutschen Fachverbände sowie alle Vorgeschichts- und Altertumsvereine an. Später gehörten 104 Vereine mit rund 26 000 Mitgliedern dazu. Der "Reichsbund" wurde dem "Kampfbund für deutsche Kultur" angeschlossen und hatte damit den Hinterhalt Rosenbergs. Dieser erste politische Abschnitt Reinerths wurde durch weitere Funktionen im NS-System u. a. als Leiter der Abteilung Vor- und Frühgeschichte im Amt Rosenberg im Mai 1934 abgesichert.
Die Berliner Zeit
Am 1. November 1934 erhielt Reinerth auf Vorschlag Rosenbergs und gegen den Willen der Philosophischen Fakultät die Berufung an die Universität in Berlin. Die Verstärkung des Widerstandes gegen Reinerth in seinem Machtstreben seit Mitte 1935 (besonders unter Theodor Wiegand und Langsdorff) zeigt sich darin, daß sich "Rosenberg und Himmler in mehreren Briefen höflich um die Vor- und Frühgeschichte (und) um die Person Reinerths streiten" (Schöbel 2002, 346). Erst am 2. Juli 1936 wurde Reinerth, nach einem Tischgespräch Rosenbergs und Rusts mit Adolf Hitler anläßlich eines Mittagessens bei diesem, mit der Ausarbeitung eines Planes zu einem vom Archäologischen Institut unabhängigen Reichsinstitut beauftragt (R. Bollmus 1970, 171). Zu einer Umsetzung dieses Vorhabens kam es jedoch nicht. Weitere Zerwürfnisse Reinerths mit zahlreichen Fachkollegen erfolgten 1935 im "Reichsleistungskampf der Deutschen Studentenschaft". Er nutzte seinen Studenten Joachim Benecke (1912-1943) zu einem Ausfall gegen den Marburger Ordinarius Gero von Merhart (1866-1959), den man ins "Lager des politischen Katholizismus und der Jesuiten" stellte, um ihn "außerdem als weltanschaulich gefährlich" zu diffamieren und aus dem Fach zu entfernen. Intern wurde daraufhin gegen Reinerth, der auch in der Berliner Universität isoliert war, ein "Ehrenverfahren" durchgeführt. Letztlich führte das 1943 zu einem Prozeß am Parteigericht, in dem er im Februar 1945 aus der NSDAP ausgeschlossen wurde.
Der Universitätsbetrieb
Reinerths Lehrveranstaltungen zeichnen sich durch eine Mischung "normaler" antiquarischer Arbeitsmethode und einer stark politisierenden Vorgeschichtsdarstellung aus, die sich Kossinnas ethnischer Methode und der vermeintlichen nordischen Kulturüberlegenheit bediente. Charakteristisch ist daher auch seine enge Bindung zur Rassenkunde Hans F. K. Günthers (1891-1964) und zur Deutschen Volkskunde sowie zu den Natruwissenschaften (z. B. Geologie, Biologie). Seine wechselnden und obligatorischen Standardvorlesungen "Deutsche Vorgeschichte" oder "Die Germanen, ihre kulturelle und politische Rolle in der Vor- und Frühgeschichte" hielt er in der Aula bis zum Sommer 1944, wo sie bis Kriegsbeginn von mehreren 100 Hörern besucht wurden. Grundkursartig wurden Vorlesungen mit Lichtbildern zu allen ur- und frühgeschichtlichen Zeitperioden angeboten, denen Seminare zur "Formenkunde" und zur Methodik bzw. Forschungsgeschichte folgten.
Diesen lag folgende Prämisse zugrunde:
1. Die Germanen sind Träger einer hohen arteigenen Kultur
2. Die Geschichte des deutschen Volkes beginnt bei den Hünengräbern der nordischen Heide
3. Die politische Geschichte Europas ist undenkbar ohne den Anteil Germaniens und des Nordens
Daneben führte er eine rege Ausgrabungstätigkeit (während des Krieges im besetzten Elsaß und in Griechenland) nahezu über das gesamte Jahr durch, so daß der Berliner Student eine praxisnahe Ausbildung erhielt. Hinzukamen aber auch Museumspraktika, die Teilnahme an Ausstellungen und in Modellwerkstätten.
Vom Sommersemester 1935 bis Wintersemester 1944/45 studierten im 1. oder 2. Hauptfach bzw. im Nebenfach nach einer ersten Zusammenstellung 71 Studenten "Vorgeschichte", darunter 23 Frauen, d. h. ein Drittel aller Studierenden. Zu ihnen gehörten auffallend viele Berliner Stadtkinder, die aus dem mittleren oder Kleinbürgertum sowie aus Arbeiterschichten kamen (Wohnraum: Berlin-Lichterfelde und -Steglitz). Es kamen zu Reinerth aber auch Studierende aus dem gesamten Deutschland und nur vereinzelt aus dem Ausland, wie der Schwede Graf Eric Oxenstierna. Reinerth brachte anfangs von der Universität Tübingen einige Studenten mit und auch von Marburg kamen mindestens zwei Studenten.
Eine vorläufige Statistik der Promotionen im Fach Prähistorie an den deutschen Universitäten ergibt, daß zwischen 1933 und 1945 mindestens 81 Promotionen und Habilitationen durchgeführt wurden. Die meisten Dissertationen wurden am Berliner "Institut für Vorgeschichte und Germanische Frühgeschichte" absolviert. So haben in Berlin 19 Studenten das Studium mit der Promotion abgeschlossen, d. h. jeder vierte. Nur neun der Dissertationen, d. h. weniger als die Hälfte, wurden jedoch publiziert. Eine kritische Sicht dieser Dissertationen zeigt jedoch deutliche qualitative Differenzen. So entsprachen einige der Berliner Dissertationen kaum den damaligen wissenschaftlichen Anforderungen. Hier ist Georg Kossack (1999, 76) zuzustimmen, daß in den durch die NS-Ideologie bestimmten Forschungen keine theoretische Erweiterung der Grundlagen des Faches erfolgte. Einige Arbeiten beschränkten sich auf ein stereotypes Welt- und Geschichtsbild eines überlegenen nordischen Rassenbegriffs. Die zentrale Stellung des Rassen- und des Volkstumbegriffs war ja eines der "Ordnungsbegriffe" in der NS-Ideologie (vom Bruch 1999, 16 f.). Die weltweite Verwandtschaft bestimmter Kulturerscheinungen wurde daher eng Kossinnas Prinzipien folgend auf die Ausbreitung der Indogermanen- bzw. Germanen zurückgeführt. In anderen Arbeiten wurden Beobachtungen aufgegriffen, die durchaus als übergreifende Forschungsthemen definiert werden könnten. Dazu gehörte die Untersuchung technischer Entwicklungen, wie der Schiffbau (Friedrich Hufnagel), das Beleuchtungswesen (Hans v. Chorus) und das Bekleidungswesen (Walter v. Stokar), wobei allerdings deren Einfluß auf bzw. durch unterschiedliche Gesellschaften nicht untersucht wurde. Nach 1945 haben im Fach nur fünf Prähistoriker aus dem Umfeld Reinerths Fuß gefaßt. Es ist eine gewisse Tragik, daß der Mehrheit dieser jungen Menschen eine Zukunft im Fach versagt geblieben ist. Viele von ihnen sind offenbar in Verwaltungen oder im Lehrerberuf verblieben. Von den 48 bekannten männlichen Studenten sind 17 Personen im Krieg gefallen, d. h. jeder dritte.
Das Institutsgebäude wurde 1944 ausgebombt, die Einrichtung nach Friesack nördlich Berlins und zum Bodensee ausgelagert. In beiden Orten ging das Inventar weitgeghend verloren (Leube 1999, 561 ff.). Nur wenige archäologische Fundkomplexe haben sich erhalten. Im Sommer 1945 wurde die letzte Mitarbeiterin Reinerths entlassen. Ein völliger Neubeginn, nun unter der marxistischen Ideologie, setzte erst 1952 ein und distanzierte sich von der Phase bis 1945.
Illustrationen:
Alfred Rosenberg (1893-1946) spricht auf der 5. Reichstagung des vom "Bundesführer" Hans Reinerth (1900-1990) organisierten und geführten "Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte" in Ulm am 18. Oktober 1936. Das irreführende und verlogene Motto lautete: "Zehntausende deutscher Volksgenossen bekennen sich in machtvoller Kundgebung zur Ehre unserer germanischen Vorfahren und zu unserem heiligen Lande: Deutschland!" (Nachweis: Zeitschrift: Germanen-Erbe 1936, S. 197)
Der Direktor des Berliner Universitäts-Institutes für Vor- und germanische Frühgeschichte Hans Reinerth gab von 1936 bis 1943 in Personalunion mit der "Hauptstelle Vorgeschichte" des Amtes Rosenberg die Monatszeitschrift "Germanen-Erbe" heraus. Sie war konzipiert als eine politische Zeitschrift gegen "liberalistisches Denken" und gegen den "Romanismus". Darunter verstand die "völkische Vorgeschichtsforschung" u. a. den Kampf gegen -die Lüge vom Barbarentum und von der Minderwertigkeit der Germanen" für einen "Stolz auf das Erbe der Vorzeit". Wenn auch viele Fachvertreter mit dem Ziel, eine stärkere Bedeutung der deutschen Vorgeschichte zu erreichen, konform gingen, lehnten sie diese enge und begrenzte Vorgehens- und Denkweise ab. So publizierten im "Germanen-Erbe" nur wenige führende Prähistoriker. Die Zeitschrift wird dadurch heute kaum zitiert und geriet in völlige Vergessenheit geriet. Jedoch haben hier viele der Absolventen der Friedrich-Wilhelms-Universität kleinere Beiträge oder Ausschnitte aus ihren Dissertationen publiziert.
Der Berliner Lehrstuhl unter Hans Reinerth mit seinen Studierenden beteiligte sich nach 1934 an Ausgrabungen im oberschwäbischen Federseemoor. Dabei erlernten die Studenten moderne Grabungsmethoden und führten Museumspraktika in den heute bekannten stein- und bronzezeitlichen "Pfahlbaudörfern" bei Unteruhldingen unweit der Stadt Überlingen durch. Das Bild zeigt noch die (heute korrigierte) Interpretation Reinerths im Freilichtmuseum: "Wehrpalisade und Landtor im steinzeitlichen Pfahldorf".
Die politische und staatliche Bedeutung, die der Vorgeschichte im "Dritten Reich" zugemessen wurde, spiegelte sich auch im relativ häufigen Besuch führender Parteifunktionäre bei Veranstaltungen, Ausstellungen und Grabungen wider. Das Bild zeigt den Besuch des Gauleiters von Baden Robert Wagner (1895-1946) im Jahre 1938 bei der Eröffnung eines Freilichtmuseums in Radolfzell. Reinerth in Uniform ganz rechts.
Literatur:
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Benecke 1936 J.
Benecke, Die germanischen Grundlagen des deutschen Volkstums. Vorgeschichtliche Arbeiten im Reichsleistungskampf der Deutschen Studentenschaft. In: Germanen-Erbe 1, 54 -57 -
Bollmus 1970
R. Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Stuttgart -
vom Bruch 1999
R. vom Bruch, Die deutsche Hochschule im Nationalsozialismus. In: Heinz, S. (Hrsg.), Die Deutsche Keltologie und ihre Berliner Gelehrten bis 1945, Frankfurt/M. et al. , 13 - 23 -
Grünert 2002
H. Grünert, Gustaf Kossinna (1858-1931). Vom Germanisten zum Prähistoriker. Ein Wissenschaftler im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Rahden/Westf. -
Kater 1997
M. Kater, Das Ahnenerbe der SS 1933-1945. Ein Beitrag zur Kulturpolitik des 3. Reiches. 2. Aufl. Stuttgart -
Kossack 1999
G. Kossack, Prähistorische Archäologie in Deutschland im Wandel der geistigen und politischen Situation. München -
Leube 1999
A. Leube, Zur Vor- und Frühgeschichtsforschung an der Friedrich-Wilhelms- Universität. In: Cziesla, E., Kersting, T., Pratsch, S. (Hrsg.)., Den Bogen spannen ... Festschrift für Bernhard Gramsch zum 65. Geburtstag, Weissbach, 561 - 569 -
Leube (Hrsg.) 2002
A. Leube u. M. Hegewisch (Hrsg.), Prähistorie und Nationalsozialismus. Heidelberg -
Pape 2002
W. Pape, Zur Entwicklung des Faches Ur- und Frühgeschichte. In: Leube, A. (Hrsg.) u. M. Hegewisch 2002, 163 - 226. -
Schöbel 2002
G. Schöbel, Hans Reinerth. Forscher - NS-Funktionär - Museumsleiter. In: Leube, A. (Hrsg.) u. M. Hegewisch 2002, 321 - 396